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Herbstreise November 2024 - Extremadura


 

11.11.2024 - Embalse de Orellana

 

Nach ein paar entspannten Tagen am Rio Guadiana in Medellin wollen wir nun langsam wieder los. Diesmal steht unsere Winterreise ja eher unter dem Motto "Vogel-Fotografie", dementsprechend ist unsere Routenauswahl. Heute wollen wir zum Stausee "Embalse de Sierra Brava", der als eines der herausragendsten Feuchtgebiete der Region gilt mit bedeutenden Wasservogelbeständen. Nach Doñana und dem Ebro-Delta ist er das wichtigste Feuchtgebiet Spaniens und im Herbst und Winter ein wichtiger Rastplatz für Kraniche.

 

Da wir mal wieder GoogleMaps auf Wegen gefolgt sind, die nicht zu den offiziellen Zufahrtsstraßen zu zählen sind, gelangen wir am Ende zwar nicht an den See, dennoch sind wir begeistert. Im Moment sind wir ja hauptsächlich auf Kraniche aus ... und auf dieser Route lassen sie nicht lange auf sich warten. Wir fahren durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Keine Dehesas mit Stein- und Korkeichen. Sonnenblumen, Mais, Weizen, Gerste und hauptsächlich Reis werden hier angebaut. Und hier auf den inzwischen abgeernteten Feldern futtern sich hunderte, vielleicht tausende Kraniche ihre Reserven für ihren Rückflug in den Norden an. Näher als hier werden wir nirgends an sie herankommen. 

 

Der Weg ist streckenweise übersäht mit Schlaglöchern, das zwingt zum Schritttempo, was sowieso angesagt ist, wenn man die Vögel rechtzeitig erkennen und anhalten will. So vergehen einige Stunden und wir entschließen uns gegen 16:00 Uhr langsam aber sicher wieder irgendwie auf die Hauptstraße zu kommen. Nicht, dass wir in die Dämmerung geraten. Unsere anfängliche Befürchtung, dass wir vielleicht den Weg zurückfahren müssten, stellt sich als unbegründet heraus. Der Weg wird  besser, umrundet das Dörfchen Palazuelo, das inmitten des Nirgendwo liegt und schließlich landen wir wieder auf der N-430. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Embalse de Orellana, wo wir für heute Nacht auf einem Rastplatz am See übernachten werden.


 

10.11.2024 - Medellin

 

Heute nur ein paar Fotos die Heiko die letzten beiden Tage geschossen hat.

 

Beschreibungen von links nach rechts: Die Festung-Ruine von Medellin - Seidenreiher und Graureiher sitzen friedlich beieinander - Purpurhuhn im Reet

Purpurhuhn im Wasser auf Pflanzenwurzeln stehend - Teichrallen Pärchen - Kormorane im Flug

Kormorane im Flug - Seidenreiher und Kormoran - ein Schwarm Kormorane

Seidenreiher im Flug - der erste Storch - und nochmal der Storch 


 

07.11.2024 - Medellin

 

Nach gut 200 Kilometern Fahrt sind wir gestern in Medellin am Rio Guadiana angekommen. Diesen schönen Platz unter Bäumen kennen wir von einem Aufenthalt im März 2023. Es hatte uns damals so gut gefallen, dass es uns wieder hierher zog. Gestern und auch heute ist es sonnig und mit 23 Grad schön warm. Wir haben nicht die schnelle Route über die Autovia genommen, sondern einen Umweg über den Nationalpark Monfragüe entlang des Rio Tietéar gemacht. Auf dieser Strecke laden etliche Aussichtspunkte zum Anhalten und Ausschau halten nach Geiern und Adlern ein. Auch zu dieser Jahreszeit bietet die Landschaft im Monfragüe ohne Zweifel schöne Aus- und Anblicke. Aber im Frühling, wenn die Zistrosenbüsche zu tausenden blühen, ist es doch noch mal schöner. Im weiteren Verlauf der Fahrt geht es wieder einmal durch eine typische Dehesa Landschaft mit vielen alten Korkeichen. Diese Route werden wir auf der Rückfahrt noch einmal nehmen. Es scheint ein sehr gutes Vogelgebiet zu sein. Einige Wiesenweihen fliegen zwischen den Bäumen. Zum Fotografieren müssen wir uns aber hier längere Zeit aufhalten. Das wollen wir dann auf der Rücktour versuchen. 

 

 

"Durch Staudämme sind Tajo und Tiétar zu großen Wasserflächen gestaut. Da sich in deren Nähe zahlreiche Felsen befinden, sind die Lebensbedingungen für Greifvögel außergewöhnlich gut.

 

Der Nationalpark beherbergt die mit rund 300 Brutpaaren größte Kolonie des Mönchsgeiers in Europa. Außerdem kann man dort den Iberienadler (12 Paare), Schwarzstorch, Gänsegeier (etwa 500 Paare), Uhu, Steinadler (5–6 Paare), Habichtsadler (4–6 Paare), Schlangenadler und Schmutzgeier (30–35 Paare) beobachten. Zu erwähnen ist ferner eine große Population von Blauelstern.

 

Der Pardelluchs kommt möglicherweise bereits nicht mehr im Monfragüe vor, aber Fischotter, Wildkatze, Gartenschläfer, Kleinfleck-Ginsterkatze, das Ichneumon und Rothirsche.

 

Die wichtigsten Bestandteile der Flora sind auf den Dehesas Steineiche, Korkeiche und die Portugiesische Eiche (Quercus faginea subsp. broteroi). Die Zistrosengebüsche bestehen aus verschiedenen Cistus-Arten wie Lack-Zistrose und Salbeiblättrige Zistrose, Erica-Arten und dem Erdbeerbaum. In den felsigen Zonen wachsen Wacholder- (Juniperus oxycedrus) und Pistazienarten (Pistacia terebinthus). Entlang der Flussufer stehen vor allem Schwarz-Erlen und Europäischer Zürgelbaum. An warmen Stellen gedeiht der Olivenbaum (Olea europaea subsp. silvestris)."


 

06.11.2024 - Medellin

 




 

05.11.2024 - An einer Dehesa nahe Zarza de Granadilla

 

Was gestern sonst so los war.

 

Bis wir gestern am Abend das unten beschriebene Pech hatten, fing der Tag eigentlich recht nett an. Rufe kündigten schon von Weitem an, dass Kraniche im Anflug waren ... und, wie schön, Heiko konnte sie aufnehmen, als sie vor den von der aufgehenden Sonne rosa getönten Wolken zu den Futterplätzen zogen. Auf dem Hin- und Rückweg vom Einkauf sind wir besonders aufmerksam und im Schritttempo durch die Dehesa gefahren. Und da sind sie -  eine Schar von vielleicht zwanzig/dreißig Tieren futtern sich satt auf den Weiden zwischen den Eichen. Heiko freut es besonders, dass sein neues Tele die versprochene Wirkung zeigt. Nun ist es ihm möglich, auch solch scheue Tiere, wie es die Kraniche sind, auf Fotos zu bannen, ohne Sorge haben zu müssen, sie zu vertreiben. Sie lassen sich durch uns dort hinten, vielleicht 300 Meter von uns entfernt, nicht stören. 

 

Auch sonst ist er eifrig am Ausprobieren. Bäuchlings liegt er auf dem Boden, um eine Bachstelze, die auf dem steinigen Boden nervös herumläuft, aus dieser Perspektive aufzunehmen. Ich finde die Aufnahmen super gelungen. Wer weiß, was ihm zukünftig noch so vor die Linse kommt. 

 

Ein Alptraum wird wahr. 

 

Gestern Abend haben wir eine Erfahrung gemacht, auf die wir gerne verzichtet hätten. Was für eine sch.... Nacht. Die Fotos sagen vielleicht ja schon alles: Leo hatte sich im einzigen feuchten Bereich auf dem ganzen großen Parkplatz der Dehesa festgefahren. Es war schon sehr dämmrig, als wir auf dem Parkplatz in der Dehesa ankamen. Vorher waren wir in Plasencia einkaufen, im Anschluss hatten wir am See auf den Anflug der Kraniche zu ihren Schlafplätzen gewartet. Nun wollten wir hier den Tag ausklingen lassen. Heute wollten wir eigentlich weiter Richtung Süden. Aber es kam anders. Leo hat es nicht geschafft - weder vorwärts noch rückwärts - aus dem Modder herauszukommen. Der klappbare Spaten, den wir immer dabei haben, war überhaupt keine Hilfe. Was für ein blödes Ding. Ein richtiger Spaten steht jetzt auf unserer Einkaufsliste. Was machen ... ADAC anrufen. Auskunft: Festfahren ist nicht versichert. Okay, wir wollen ja auch nur Hilfe bei einem telefonischen Kontakt mit einem Abschleppdienst o.ä. haben.

Wir bekommen eine Telefonnummer. Endlose Warteschleife, bis wir endlich einen deutschsprachigen Gesprächspartner an der Strippe haben. Englisch ginge zwar auch, aber manche mechanischen Begriffe sind uns nicht geläufig. Der Mensch in der Leitung ist sehr hilfsbereit, aber letztlich kann man uns heute Abend nicht mehr helfen. Es wäre schon dunkel, man bräuchte einen Spezialwagen um unseren 5-Tonner rauszuziehen, etc.pp. Wir sollten uns morgen früh - also heute - bei der angegebenen Telefonnummer melden. Uns ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass wir die ganze Nacht in dem Modderloch stehen bleiben müssen. Dass wir schräg stehen - geschenkt. Hoffentlich wird es nicht doll regnen, was ist wenn die Reifen noch tiefer sinken und Leo aufsitzt ... tausend Gedanken, die einen vom Schlafen abhalten. 

 

Endlich ist es Morgen, es hat nicht geregnet, nur etwas getröpfelt und Leo ist nicht weiter versunken. Dann also Text für den Abschleppdienst schreiben, auf Whatsapp herunter laden, und Fotos vom im Matsch sitzenden Leo und Text absenden. Um 9 Uhr soll ein Englisch sprechender Mitarbeiter sich bei uns melden sagt man uns auf telefonische Nachfrage. Also erstmal weiter abwarten. 

 

Und manchmal hat man einfach nur Glück ... ein Traktor kommt den Weg entlang. Heiko ist grad draußen und gibt dem Fahrer Zeichen. Der sieht schon gleich was Sache ist und kommt im Bogen auf den Platz gefahren ... was Besseres als ein Traktor kann uns gar nicht passieren. Mehrmals mißlingt der Versuch Leo aus dem Matsch zu ziehen, die Kette reißt. Aber dann klappt es doch noch ... Leo ist frei. Unsere Erleichterung ist wohl nachvollziehbar. 

 

Kurz nach 9 Uhr kommt der Rückruf von dem Abschleppdienst. Juchhuuuu:  "Vielen Dank für Ihre Mühe, wir benötigen Ihre Dienste nicht mehr."

Das hat Nerven gekostet. Heute werden wir nicht weiterfahren, sondern das ganze sacken lassen und uns beruhigen. 


 

03.11.2024 - An einer Dehesa nahe Zarza de Granadilla

 

Zwei wunderbar sonnige und warme Tag liegen hinter uns. Vor ungefähr 20 Minuten, kurz nach Halbsieben am Abend, schwebten drei bis vier große Kranichzüge von jeweils bestimmt 200 Tieren über uns hinweg in Richtung See. Ihre lauten Rufe hatten sie angekündigt. Nun endlich sind sie also da, die großen Schwärme, die dem Winter im Norden entfliehen und hier in der Extremadura bis etwa März bleiben werden. 

 

Wir befinden uns nach wie vor in der Nähe des "Embalse de Gabriel y Galán", nur haben wir unseren Schlafplatz vom See weg in die Dehesa verlegt. Zu Allerheiligen wurde es uns auf dem Parkplatz am See zu voll. Am Abend gesellten sich mehrere Wohnmobile zu uns. Klar, langes Wochenende, da ist wieder ganz Spanien unterwegs. Den geplanten gestrigen Ausflug in das Bergdorf Segura de Torro haben wir unvollendet abgebrochen. Das heißt wir sind ohne anzuhalten weitergefahren, zurück in "unsere Dehesa". Von Segura de Torro aus verläuft ein Wanderweg, der zu einigen etwa 500 Jahre alten Kastanienbäumen führt. Die wollten wir uns anschauen. Das Bergdorf ist ja nur klein und es war absolut unmöglich, einen Parkplatz zu ergattern. Selbst mit einem Pkw wäre es schwierig gewesen, jedes freie Plätzchen entlang der Straße, die sehr schmal ist, war mit Autos belegt. Das war nicht gut überlegt von uns. 

 

Heiko beschäftigt sich ausgiebig mit Fotografieren und testet sein Equipment an den wenigen Vögeln, die zur Zeit hier in der Gegend herumfliegen. Diesmal stand ein Rotkehlchen Modell. 

Heute haben wir eine etwas längere Rundfahrt unternommen über Ahigal, Santibañez el Bajo, Valdeobispo nach Montehermosa. In Ahigal sind wir fast mitten im Ort stecken geblieben. Es gab einen Straßenmarkt genau in der Straße, durch die wir eigentlich hätten fahren wollen/sollen. Die übrigen engen Dorfgassen waren von den Besuchern vollgeparkt. Helga musste streckenweise vorweg gehen, um Heiko zwischen den Parkenden Pkw durchzulotsen. Es gab so einige sehr erstaunte Blicke um uns herum. Gott sei Dank hat Heiko Leo's Maße sehr gut im Gefühl. Er sendet zwar immer Stoßgebete gen Himmel, hat es aber bisher immer geschafft, uns irgendwie aus diesen Labyrinthen raus zu manövrieren. Die übrige Fahrt ging ohne weitere Aufregung vonstatten. In Montehermosa legen wir einen Zwischenstopp ein ... und besuchen, beladen mit zwei großen Einkaufstaschen voller Schmutzwäsche die dortige Lavadora automatica, einen Waschsalon. Nach nur einer Stunde sind zwei Maschinen Wäsche fertig gewaschen und getrocknet. Das ging fix.

 

Eine römische Brücke aus dem 2. Jahrhundert "Guijo de Granadilla", wegen ihres hohen Bogens auch "El Pontón" genannt, steht - irgendwie seltsam und völlig entrückt schwebend - inmitten des Rio Alagón. Wir sind schon recht erstaunt über die Ausrichtung dieser Brücke ohne jeden Bezug zu den Flussufern. Wir lesen später, dass sie vor der Überflutung gerettet und verlegt wurde, als der Staudamm gebaut wurde. Also eigentlich ein Museumsstück.


 

31.10.2024 - Stausee "Embalse de Gabriel y Galán"

 

 

Morgen ist "Todos los Santos" ... Allerheiligen, und damit auch in Spanien ein Feiertag. Wir haben uns im Restaurant "El Cordel" in Zarza de Granadilla zum Mittagessen ein Tisch reserviert. War gut so, man hat uns noch dazwischen geschoben um 13:30 Uhr, um 15.15 Uhr müssen wir unseren Tisch frei machen. Gestern waren wir auch dort und hatten das Spezialmenü für zwei Personen: Zickleinbraten, der über 24 Stunden bei 70 Grad im Ofen gegart wurde. Der Chef selbst brachte den Braten auf einer Platte herein und zerteilte die Vorderkeule und das Rippenstück am Tisch. Es roch sehr verführerisch nach Kräutern, vor allem Rosmarin und es schmeckte sehr lecker, das Fleisch zerging auf der Zunge. Vorweg gab es einen großen gemischten Salatteller, der für spanische Verhältnisse mit einer gut schmeckenden Vinaigrette angemacht war. Salate sind in Spanien oftmals sehr lieblos angemacht und schmecken eigentlich nach gar nichts. Und was uns auch nicht so gut gefällt: Zum Fleisch gibt es fast ohne Ausnahme immer nur Papas fritas, die meist zusammen mit dem Fleisch auf der Platte oder Teller liegen und vom Fleischsaft labberig geworden sind. Das ist schade, aber man muss sie ja nicht essen. Meist ist man sowieso auch ohne Kartoffeln satt, schon allein durch die sättigenden Vorspeisen. 

 

Anschließend waren wir in der Dehesa auf Kranichsuche und haben tatsächliche einige entdeckt. Kraniche haben eine große Fluchtdistanz und somit haben wir sie nur durch intensive Suche durch das Fernglas gefunden. Da kommt Heikos neues Tele gerade recht. Einige Probeaufnahmen hat er aus dem geöffneten Fenster gemacht. Wenn die Türen erst geöffnet werden und man aussteigt, sind die Vögel garantiert so schnell weg, wie man gar nicht gucken kann. Selbst auf die Entfernung von ca. 300 Metern.  Deshalb gehören nun auch neuerdings einige Tarn-Accessiores zu seiner Ausrüstung. Die Probe aufs Exempel seht ihr auf den beiden Bildern. 

 


 

"gota fria" - Sondereintrag zur aktuellen Unwettersituation in Valencia, Murcia und Teilen von Andalusien.

 

Wir sitzen hier in der nördlichen Extremadura warm und fast trocken. Im Osten Spaniens, in der Region Valencia, ist die Hölle ausgebrochen. Auch in Deutschland sind ja die Nachrichten voll davon. Auch in Murcia und Andalusien sieht es nicht gut aus. Heute ist das Gebiet Castellón nördlich von Valencia in höchster Alarmbereitschaft. Es geht also weiter. Uns geht durch den Kopf, dass wir in früheren Jahren zu dieser Zeit meist dort in den Regionen unterwegs waren. Sehr oft haben wir die großen, breiten "Ramblas" gesehen und überquert, die Flussbetten, die die meiste Zeit, oft über Jahrzehnte, überhaupt kein Wasser führen. So wie die "'Wadis" genannten Trockenflussbetten auf dem Sinai, die sich bei Regenfällen urplötzlich in rasende Flüsse verwandeln, die alles mit sich reißen, was sich in ihrer Nähe befindet. Diese Ramblas führen oft auch mitten durch Ortschaften und große Städte. Was wir nie verstanden haben: Warum nicht seit Jahren mehr dafür getan wird, dass dieses Wetterphänomen "gota fría”, das im Herbst immer wieder auftritt, nicht derartige Katastrophen hervorrufen kann. Schon im Jahr 1973 hatte eine "gota fria" ebenso schlimme Zustände über den Osten Spaniens gebracht (siehe unten). Wir sind natürlich heilfroh, weit weg zu sein. Ab heute gilt eine dreitägige Staatstrauer. 

 

"50. Jahrestag der Hochwasserkatastrophe vom 19. Oktober 1973 (Artikel vom 7. Oktober 2023 aus "La Voz de Almeria")

In wenigen Tagen jähren sich die schrecklichen Überschwemmungen vom 19. Oktober 1973 im Südosten der Halbinsel, von denen die Provinzen Almería, Granada, Murcia und Alicante betroffen waren. Besonders tragisch waren die Überschwemmungen in La Rábita und Albuñol, Puerto Lumbreras und Lorca sowie in mehr als zwanzig Ortschaften im Einzugsgebiet der Flüsse Almanzora und Adra, insbesondere in Zurgena, Albox und Adra.

In jenen Jahren sprach man noch nicht von einem DANA oder „kalten Tropfen“, aber die Wahrheit ist, dass diese heftigen und sintflutartigen Regenfälle mehr als 150 Tote und ein halbes Hundert Vermisste verursachten, deren Leichen, im Schlamm begraben oder ins Meer gespült, nie gefunden wurden. 

In der Region Murcia war Puerto Lumbreras mit 89 Todesopfern am stärksten betroffen, während in Lorca 13 Menschen ihr Leben verloren, die Vermissten nicht mitgerechnet. An der Küste von Granada, in La Rábita, wurde die Brücke, die direkt über die Stadt führt, blockiert, wodurch ein Damm brach und enorme Wassermengen und Tonnen von Sedimenten freigesetzt wurden, die Dutzende von Häusern mit sich rissen und den Tod von mehr als 40 Menschen sowie Dutzende von Vermissten verursachten. In der Provinz Almería wurden 10 Opfer gezählt: sechs in Zurgena, zwei in Macael, eines in Purchena und ein weiteres in Vélez Rubio.

Zu den unwiederbringlichen Verlusten an Menschenleben kamen die heftigen Regenfälle, die in einigen Gebieten in weniger als zwei Stunden 250 l/m2 überstiegen, wobei in Zurgena und Albox in sieben Stunden 600 l/m2 fielen, von denen 420 l/m2 allein in Zurgena zwischen 13 und 14 Uhr gesammelt wurden. Diese vom Nationalen Meteorologischen Institut anerkannte Zahl ist eine der höchsten, die in diesem Zeitraum weltweit gemessen wurden, und das ausgerechnet in der trockensten Region der Halbinsel. 

Die durch diese sintflutartigen Regenfälle verursachten Überschwemmungen betrafen die an den Ufern der Flüsse und Trockenflüsse oder in deren Nähe angesiedelte Bevölkerung und führten zu Überschwemmungen, die große Schäden an der Straßeninfrastruktur, an Straßen, Stauseen, Kanalisationen, Bewässerungsgräben und -leitungen sowie an zahlreichen Häusern und Betrieben, Schulen, Kirchen, Fahrzeugen, kommunalen Einrichtungen und Diensten, Strom- und Kanalisationsnetzen verursachten, sowie Tausende von Hektar überschwemmter und weggeschwemmter Anbauflächen, was zu Verlusten an Bäumen, Ernten und Wasser führte; sowie Tausende Hektar überschwemmter und weggeschwemmter Anbauflächen mit Verlusten an Bäumen, Feldfrüchten und 8.000 Nutztieren. 8.000 Nutztiere im Wert von mehr als 3.500 Millionen Peseten allein in der Provinz Almería."


 

29.10.2024 - Stausee "Embalse de Gabriel y Galán"

 

Die Wettervorhersage hat für heute versagt. Gut für uns. Angesagt war ein regnerischer Tag. Etwas getröpfelt hat es gegen Mittag auch, aber ansonsten war es trotz Bewölkung warm und trocken. Am Morgen nehmen wir noch einmal die Strecke wie gestern in Richtung Castillo de Granadilla durch den schönen Kiefern- und Pinienwald. An Abschnitten, an denen die Landstraße in die Hügel hineingeschnitten wurde, kann man am Wegesrand sehr schön sehen, dass der Untergrund in dieser Gegend nahezu ausschließlich aus Schiefer beschaffen ist. Aus Schiefer wurden früher auch die Häuser und Hütten erbaut, von denen noch hier und da Restbestände erhalten sind. 

 

Wir parken bis zum Nachmittag auf einem der Parkplätze am Waldrand. Während Helga das Mittagessen zubereitet verschwindet Heiko in den Schatten der Bäume und wartet, was vielleicht an Vögeln oder anderen Waldtieren erscheinen mag. Viel Ausbeute wird es nicht. Aber eine Singdrossel hat sich immerhin ablichten lassen. Bei der Rückfahrt fliegt eine Schar Geier über uns. Was haben die wohl gesichtet. 

 

Noch ist es früh am Tag, gut für eine Erkundungstour. Hinweisschilder zur "Ciudad Romana de Cáparra" machen uns neugierig. Mal schauen, was uns auf dem Wege erwartet. Die Landstraße führt durch eine Dehesa mit sehr alten Stein- und Korkeichen. Ein großer Parkplatz gibt uns die Möglichkeit abseits der Straße zu halten und uns die Methusalems unter den Bäumen in Ruhe anzuschauen und zu fotografieren. Jetzt sehen wir auch, dass die Bäume reichlich Früchte tragen. Darum sind auch noch nirgends Ibericos, die schwarzen Schweine in den Dehesas zu sehen. Erst wenn die Eicheln reif sind und zu Boden fallen, ist die Zeit für die Schweine gekommen. 

 

Als wir an der Ciudad Romana ankommen ist es schon reichlich spät und lange wird es nicht mehr bis zum Sonnenuntergang dauern. Das verschieben wir auf einen späteren Zeitpunkt. Irgendwie haben wir auch gar keine Lust auf alte Steine. Also zurück zum Embalse, der Parkplatz dort ist ideal zum Übernachten ... und wir stehen vollkommen alleine. Kaum angekommen erklingen die Rufe der Kraniche. Wieder ziehen sie über uns hinweg auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen. Nach wenigen Minuten prasselt der von der Wettervorhersage angekündigte Regen auf uns herab. Das kann uns jetzt egal sein.


 

28.10.2024 Stausee "Embalse de Gabriel y Galán"

 

Heute strahlt wieder die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel, nachdem es die letzten beiden Tage, seit wir das schöne La Rioja verlassen haben, fast durchgehend geregnet hat. Der größte Teil Spaniens scheint zur Zeit viel Regen abzubekommen. Was für den Süden natürlich mehr als gut ist. 

 

Die letzte Nacht, am Stausee “Pantano Santa Teresa“ bei Aldeavieja de Tormes, der auf 907 Meter Höhe liegt, war es ziemlich kalt. Helga hat sich gleich beim Zubettgehen warme Socken an die Füße gezogen. Heiko hat erst zu spät realisiert, dass es fröstelig war, die Temperatur in Leo zeigte ja noch 19°. Aber die gefühlte Temperatur ist dann doch noch etwas anderes - bei der Höhe, in der wir uns befanden, dazu die Feuchtigkeit und der kalte Wind. Jedenfalls hatte Heiko Eisfüße beim zu Bett gehen und konnte schlecht einschlafen. So freuen wir uns natürlich über die heutige Wärme und den Sonnenschein besonders. 

 

Nun sind wir also an unserem eigentlichen Ziel, der Extremadura, angekommen. Im nördlichen Teil. Den hatten wir bei unseren Reisen bisher ziemlich vernachlässigt. Der Stausee "Embalse de Gabriel y Galán" liegt in einer sehr schönen, bergigen grünen Landschaft. Von Steineichen- und Pinienwäldern umgeben. Nördlich von Cáceres befinden sich in den Stauseen, wie auch hier im Gabriel y Galán, große Schlafplätze von tausenden von Kranichen, die sich im November aus Nord- und Mitteleuropa nach Spanien auf den Weg machen, so ist zu lesen. 

 

Es ist Mittag, als wir den Parkplatz am See erreichen. Noch viel zu früh, um hier den Abend abzuwarten bei dem herrlichen Wetter. Und Kraniche sind ja auch nicht da. Also machen wir einen Ausflug über Zarza de Granadilla zum Castillo de Granadilla. Die mittelalterliche Festungsstadt Granadilla, die hinter der 924 Meter langen Mauer liegt, können wir heute nicht erkunden. "Lunes cerrado" steht am Gitter des Tores angeschlagen - "Montag geschlossen". Wie es aussieht sind Straßen- oder Bauarbeiten im Gange. Wir sehen zwei Lkw's mit Kies oder was auch immer beladen, durch das Tor fahren. Die Fahrer scheinen Schlüssel zu haben. Na gut, dann eben nur das Schloss ansehen. Fast beeindruckender als das Schloss ist allerdings der herrliche alte Baum daneben. Wir sind uns nicht sicher, glauben aber, dass es sich um eine Schwarzerle handelt. Die Fahrt über die Landstraße durch den Pinienwald ist wunderschön. Etliche Geier sehen wir über uns fliegen, und ein junger Hirsch beehrt uns. Nun ist es 14 Uhr und der Hunger meldet sich. Wir essen einen Mittagstisch in einem von außen völlig unscheinbaren Restaurant in der Innenstadt von Zarza de Granadilla. Der Ort ist nicht groß, so ist der von Google angegebene Standort schnell gefunden. Und ein Parkplatz fast direkt vor dem Restaurant steht auch noch zur Verfügung. Unglaublich. Meist ist Leo für die hiesigen engen Gassen und Straßen einfach zu groß. Der Gastraum ist gemütlich und ansprechend eingerichtet, die Bedienung super nett und zuvorkommend, das Essen (das Menü für 18€ pro Person) ausgesprochen lecker. Ein Pilzrisotto als Vorspeise - wunderbar. Zufrieden und gesättigt fahren wir noch einmal zurück in das Waldgebiet, in der Hoffnung, eventuell noch irgendwelche Vögel oder anderes Getier vor die Linse zu bekommen. Eine Schar Blauelstern am Waldrand zieht unsere Aufmerksamkeit an, nur leider verschwinden sie auch genauso schnell, wie sie gekommen sind. Und zeigen sich für heute nicht wieder. Dafür kann Heiko noch einmal Rehwild fotografieren, das sich von uns nicht gestört fühlt. 

 

In der Dämmerung hört Heiko Kraniche rufen. Obwohl wir eigentlich vorhatten, dort am Waldrand die Nacht zu verbringen, entschließen wir uns zum See-Parkplatz zurück zu fahren. Auf dem Weg zieht ein Zug Kraniche über uns hinweg. Vielversprechend. Doch im See selbst sind keine Vögel zu sichten. Vielleicht ist der größte Teil noch gar nicht angekommen. Oder sie haben sich eine andere Ecke des Sees als Nachtplatz ausgesucht, weil sie hier von zu vielen Menschen gestört wurden. Wir werden sehen. Später am Abend, als es schon völlig dunkel ist, hört Heiko sie wieder rufen. Sie müssen irgendwo in der Nähe sein.