Spanien 2023 Februar

25.02.2023 N36°45'42“ W 6°23'45“ Sanlúcar de Barrameda/ La Jara

Alles hat ein Ende ...

ja, auch unser Aufenthalt auf dem Stellplatz bei Alfonso geht so langsam aber sicher dem Ende entgegen. Am kommenden Mittwoch, dem 1. März werden wir uns wieder auf Reisen begeben. Immerhin ... drei Monate am Stück an einem Ort, das gab's bei uns noch nie. 

In den letzten Tagen waren wir sehr froh, nicht unterwegs zu sein. Heiko hatte sich zwischenzeitlich eine Erkältung aufgesackt. Helga hatte sowieso das Gefühl, immer noch nicht ganz mit ihrem Infekt durch zu sein ... kaum war Heiko auf dem Weg der Besserung, ging es bei Helga von vorne los. Diesmal  recht heftig mit allem was dazu gehört: Halsschmerzen, Nase verstopft, bellender Husten. Inzwischen hat sich der Husten gelockert und es geht ihr besser. Hoffentlich bleibt das so.

Wie man am Verlauf des Blogs gut erkennen kann, hatten wir insgesamt drei sehr ruhige, erlebnisarme Monate. Aber zu guter letzt gab es nun doch noch einiges an Aufregung:  

Heiko war gestern, am 24. Februar mit seinem neuen Kumpel Peter losgefahren zum Einkaufen. Helga sollte sich noch schonen. Bis jemand "hallo" rufend an Leo's Tür kam und Helga aufgeregt gefragt wurde, ob sie mitbekommen hätte, was los sei. Hm ... was denn? Die Polizei sei hier und wir alle müssten den Platz innerhalb der nächsten zwei Stunden räumen. 

Waaaaas? Wieso das denn? Der Platz sei angeblich illegal und müsste geschlossen werden. Das kann ja wohl nicht wahr sein ... nun sieht Helga die Polizeifahrzeuge vorn bei Alfonso stehen mit einer Traube Menschen wild diskutierend drumherum. Große Aufregung auf dem Platz. Was machen? Erst mal Heiko anrufen und bescheid sagen, dass die beiden auf dem schnellsten Wege zurück kommen. Inzwischen blockieren die Polizeifahrzeuge die Einfahrt und lassen niemanden mehr auf den Platz ... auch nicht diejenigen, die nur vom Einkaufen zurückkommen. So steht Peter nun also mit seinem WoMo draußen ... Tisch und Stuhl und Elektroleitung noch auf seinem Stellplatz. Jemand gibt ihm den (geheimen) Tipp, dass er auf Umwegen außen herum durch die hintere Toreinfahrt rein kommen könne, es würde ihm dort geöffnet. Heiko fährt mit ihm mit, um ihn per Google Maps durch die Gassen lotsen zu können. Nur mit Mühe war das zu bewerkstelligen. Die Wegführung bei Google stimmt nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen überein. Baumbestand grenzt höhenmäßig zusätzlich die sowieso engen Wege ein. Gott sei Dank waren es dünne Äste, an denen Peters WoMo entlang schabte. Mit Leo wäre es gar nicht gegangen. Jedenfalls waren die beiden dann wieder zurück.

Gefühlt minütlich gibt es immer wieder neue "Informationen", von denen keiner weiß, ob das nun gilt oder nicht. Erst hieß es, "in zwei Stunden", dann "heute", später "morgen um 9:00,  und wenn ihr dann nicht weg seid müsst ihr Strafe zahlen". Alfonso wiederum sagt, wir könnten bis Montag bleiben. Wie die meisten anderen, fangen auch wir an vorsichtshalber Leo startklar zu machen. Zwischenzeitlich hören wir, wir hätten morgen, am Sonntag, den Tag über Zeit für die Abfahrt. Gut, lassen wir uns nicht kirre machen, gehen wir erstmal schlafen. Meist wird ja doch nicht alles so heiß gegessen, wie's gekocht wird. Und siehe da ... heute morgen um 9:00 Uhr ... passiert gar nichts. Keine Polizei erscheint. Aber noch gilt für uns: heute müssen wir weg. Wir sind startklar, wollen nur noch Wasser auftanken und den Monat Februar bei Alfonso bezahlen ... dann kriegt Alfonso einen Anruf, wahrscheinlich von seinem Anwalt. Der scheint irgendwie durchgesetzt zu haben, dass die Camper bis mindestens Mittwoch bleiben können, vielleicht, vielleicht auch länger. Etliche sind ja nun leider schon abgefahren, aber einige haben wie wir abgewartet. Es hilft Alfonso, wenn wenigstens einige Camper hier bleiben. Wenn der Platz erstmal leer ist, wird er wohl tatsächlich geschlossen, wie man uns sagt. 

Es ist ein Trauerspiel in Spanien. Wie wir auch schon früher von Tomás gehört haben, gibt es eine horrende Behördenwillkür und Kampagnen von neidenden Nachbarn und/oder Mitbewerbern. Vor drei Jahren hat ganz in der Nähe ein anderer Stellplatz eröffnet, der aber dann wegen Corona gleich zu Beginn geschlossen werden musste. Alfonso hat seinen Platz vor 10 Jahren begonnen und war so schlau, über die Coronazeit seinen Camper-Platz zu einem "Club" umzubenennen. Das Tor wurde geschlossen gehalten und so galt das Ganze als geschlossene Gesellschaft und durfte weiter betrieben werden. Das scheint der andere ihm geneidet zu haben und versucht nun seit drei Jahren Alfonso ganze Steinhaufen in den Weg zu legen. Zudem ist der andere Besitzer in der Stadtverwaltung tätig ... ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Leider hat Alfonso aber auch ein wenig selbst Schuld. Er hat anfangs den Platz ohne Genehmigung betrieben ... wie es in Spanien fast immer und überall üblich war. Später dann musste er bestimmte Umweltauflagen erfüllen. Er hat viel Geld investiert und hat die Auflagen korrekter erfüllt, als die meisten anderen Plätze. Vor lange Zeit hat er dann die erforderlichen Anträge eingereicht. Nur, die offizielle Genehmigung hält er immer noch nicht in den Händen. Immer fehlt angeblich was, eine Abteilung schiebt's auf die andere ... Hinzu kommt, was wir nicht verstehen, dass die Polizei einfach so den Befehl ausgibt, den Platz zu räumen, ohne jeglichen richterlichen Beschluss. Ist das bei uns auch möglich? Und besonders typisch und perfide ... die ganze Chose wurde an einem Freitag Mittag losgetreten, wenn kein Gericht und keine Behörde mehr arbeitet. Alfonso also die Hände bis zur nächsten Woche gebunden sind. 

Wir wollten ja sowieso bis Ende Februar hier bleiben ... aber nun auch, um Alfonso ein klein wenig zu unterstützen. Wir drücken ihm die Daumen und hoffen, dass wir im nächsten Jahr wiederkommen können.

Ach ja, Karneval gibts ja auch noch in diesem Monat. Wäre fast unbemerkt an uns vorbei gegangen. Durch ein kleines Plakat an der Wand der Bar Bachicha wurden wir gestern darauf aufmerksam. Wie in vielen spanischen Städten wird auch in Sanlucar am 26. Februar ein Umzug, die GRAN CABALGATA DE LA FANTASÍA, durch die Straßen ziehen. Schon Tage vorher wird gefeiert: am 24. findet bis in die Abendstunden ein Kinderfest statt, am 25. gibt es in der Innenstadt ab 13:30 Uhr einen Gastro Carnaval, am Abend dann die Noche Carnavalera. Mal schauen, den Gastro Carnaval werden wir uns bestimmt nicht entgehen lassen. 

Wissenswertes:

Die Straßen und Plätze in den andalusischen Orten sind gesäumt mit Orangenbäumen, wie ja auf jeder Postkarte zu sehen ist. Schön ist es, wenn die Blüten ihren Duft verströmen und zur gleichen Zeit die reifen Orangen im dunkelgrünen Laub leuchten. Weniger schön wird es, wenn die Früchte überreif herabfallen, auf den Straßen und Gehwegen aufplatzen und von den Fahrzeugen zu Matsch zerquetscht werden. Die Straßenreinigung hat gut zu tun während dieser Zeit. Man könnte sich ja bedienen und seinen Bedarf an Vitaminen mit einem Vorrat der süßen Früchte decken ... könnte man? Ja, könnte man, aber nur, wenn man Orangenmarmelade einkochen möchte. Diese Orangen sind nicht süß, es handelt sich um Bitterorangen. Eigentlich Sünde und Schande um die wertvollen Früchte. Aber jetzt gibt es vielleicht Abhilfe und die Überschrift macht neugierig, wie das gehen soll: 

Spaniens Straßen-Orangen: Nicht mehr nur für die Tonne - Sevilla und Málaga Vorreiter

https://www.costanachrichten.com/costa-del-sol

Auch interessant, nicht nur in Deutschland gibt's Streit, ob und wo Windräder aufgestellt werden sollen/dürfen/können. In Spanien sind es die Solarparks: 

Spanien im Solarenergie-Dilemma:

https://www.costanachrichten.com