· 

Skandinavien 2022 Juli

Du weißt doch, der jüngste Tag steht immer oben


 

31.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

So plötzlich das Camp sich vorgestern mit WoMo's füllte, genauso plötzlich war heute im Laufe des Mittags der Spuk vorbei. Das Wochenende neigt sich dem Ende zu, die Leute fahren nach Hause. Was für eine himmlische Ruhe. 

  

Wir warten immer noch auf den Ersatzreifen, er soll noch nicht "mitgekommen" sein. Was auch immer das bedeutet. Weder Rolf noch wir verstehen, warum es nicht möglich ist, online nach zu verfolgen, wo der bestellte Reifen steckt und wann er angeliefert werden soll. Rolf bemüht sich sehr und hat mehrfach nachgehakt, hat aber immer die gleiche Rückmeldung bekommen. Rolf ist das Ganze uns gegenüber sichtlich unangenehm, dabei kann er ja überhaupt nichts für die Situation. Er hat Heiko gestern gesagt, dass wir nicht unruhig zu werden bräuchten "ihr könnt hier stehen, solange wie es dauert ... ihr habt Boot ... ihr habt Fahrrad ... macht euch keine Sorgen". Heiko meinte zu Rolf, es ginge nicht an, dass er wegen so einer Sache Nachteile hätte. Das sei schon in Ordnung war die Antwort.  Mein Gott, was für ein hilfsbereiter Mensch. Wir lassen uns das eine Lehre sein. Es kann ja nicht angehen, dass Rolf sich uns gegenüber verpflichtet fühlt, nur weil wir ihn gefragt haben, ob er jemanden wüsste, der uns einen neuen Reifen besorgen kann.

 

Nun gut, wir sind gespannt, was die nächste Woche bringt. Traurig sind wir jedenfalls nicht, noch hier zu bleiben. Für die Lofoten ist es eh noch zu früh, die Inseln werden sich nach unserer Erfahrung erst gegen Mitte/Ende August einigermaßen von Touristen leeren. Jenny und Daniel hatten den "Fehler" gemacht, in der ersten Hälfte Juli auf die Lofoten zu fahren. Sie waren von Beginn an genervt von der Fülle an Tour-Bussen und Wohnmobilen, sind im Schnelldurchlauf über die Inseln und nach drei oder vier Tagen schnellstmöglich wieder runter, wo sie dann hier im Camp gelandet waren. Von der Schönheit und Einzigartigkeit der Lofoten haben sie kaum etwas mitbekommen. Das ist so schade. 

 

Wir genießen die herrlichen Tage und noch hellen Nächte. Langweilig wird es nicht. Immer gibt es irgend etwas Nettes zu beobachten. Möwen, die im flachen Uferwasser alles mögliche zum verspeisen finden, Seesterne zum Beispiel, Seeigel und Muscheln, an deren Fleisch sie - schlau wie sie sind - kommen, in dem sie diese von großer Höhe auf die Felsen fallen lassen, schon sind die Schalen geknackt. Ab und zu fliegen Adler über den Fjord. Beobachten konnten wir, dass auch er seinen Anteil von den Fischkarkassen abhaben will, die die Angler nach dem Filettieren draußen über Bord kippen. Die Möwen wollen sich das gar nicht gefallen lassen und jagen ihn mit Geschrei in die Flucht. Nur manchmal kommt er zum Zuge und zieht mit den großen Teilen von dannen. Damit können die Möwen sowieso nichts anfangen. 

 

Heute sucht stundenlang am Ufersaum ein Wasserläufer, eine Schnepfenart, nach Futter. Vor einigen Tagen kam am Abend ein Fuchs aus dem Wäldchen. Er hatte wohl die von uns für die Möwen ausgelegten Fischreste gerochen und nahm diese auch gerne mit. Zu dem Zeitpunkt waren wir drinnen und konnten das nicht im Bild festhalten. Jetzt warten wir immer noch darauf, dass der Otter, den wir im letzten Jahr fast jeden Tag beobachten konnten, vielleicht doch noch mal wieder kommt. 

 

 

Ein Telefon ist doch ein feines Spielzeug, besonders seit die Dinger gute Fotos abliefern. Und so sind wir beide der Verführung unterlegen immer gleich schnell zum Telefon zu greifen. Hier üben wir uns im Panorama erstellen und gehen dafür sogar “baden“. Ein sogenannter Selfy-Stick ist hier ganz besonders nützlich, weil er neue Anwendungsmöglichkeiten bietet.

 

 

30.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

Was schrieben wir vor vier Tagen: "Seit zwei Tagen stehen wir nun wieder allein im Camp ...".  Das ist seit gestern passé. Als ob sich die Leute abgesprochen hätten, fielen die WoMos ein, wie die Heuschrecken. Jedenfalls ist das Camp gut gefüllt ... nur Norweger ... un all ole lüüd ... auch das noch. Aber halt, stimmt nicht ganz. Auch einige junger Männer haben sich eingefunden mit ihren Scooter und werden morgen genau wie heute bei full speed einen Höllenlärm auf dem Wasser veranstalten. Jetzt sitzen die Leute draußen zusammen und warten auf den nahenden Sonnenuntergang. Wir erinnern uns, dass das im letzten Jahr ähnlich ablief. Ende Juli beginnen die ersten Sonnenuntergänge das Ende des Polarsommers einzuläuten. Die Nächte sind noch hell, und wenn sie dann noch wie gestern und heute südlich warm, trocken und windstill sind, wollen die Menschen das an den Wochenenden natürlich noch feiern, bevor bald die langen Polarnächte beginnen. Gegen die einsetzende Kühle, wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet, kommen dann die Feuertöpfe zum Zuge. Auch wir sind erst in den Morgenstunden müde in die Betten gefallen. Wir können uns an den wechselnden Stimmungen gar nicht satt sehen. 

 

Gestern waren wir wieder einmal mit dem Boot auf Angeltour. Und erneut hat ein Heilbutt den angebotenen Wobbler verschmäht. Fast bis an die Oberfläche ist er der Leine gefolgt, um dann doch abzudrehen. Ein Dorsch hat angebissen. Den hat Helga gleich an Bord filetiert und somit war die Ceviche nach Rückkehr schnell zubereitet. Immerhin war es schon 23 Uhr. Eine leckere, erfrischende kleine Mahlzeit, genau das passende zu der südlichen Stimmung. Um die Fischreste haben sich die Möwen draußen auf dem Fjord mit Zeter und Mordio gezankt. 

 

29.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord  

28.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

27.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

26.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

Seit zwei Tagen stehen wir nun wieder allein im Camp, bis auf ein asiatisches Pärchen mit seinem kleinen orangenen Zelt. Die norwegischen WoMo's sind, wie üblich, am Wochenende abgereist. Wir genießen die Ruhe, beobachten die jungen Möwen, die am Ufersaum direkt vor unseren Nasen aufwachsen und beginnen, ihre Flügel auszuprobieren. Eine schafft immerhin schon einige Meter im Flug. 

 

Gestern waren wir beide mal wieder mit dem Boot draußen, am frühen Nachmittag und später um 20 Uhr sind wir nochmal raus. Helga fehlt ja leider die Geduld, die fürs Angelgeschäft erforderlich ist. Beim dritten Mal Angelbaden noch immer kein Fisch an der Angel, ist's vorbei mit dem Ehrgeiz. Heiko ist anders davor. Mit seinem neu erworbenen Zubehör versucht er, vielleicht doch noch einen Heilbutt an Land zu ziehen. Zweimal ist es fast geglückt. Die Angel biegt sich dermaßen, wir denken, gleich bricht sie. Hat sich der Haken vielleicht an irgendwas am Grund verhakt? Aber nein, die Leine bewegt sich hin und her, geht unters Boot und Heiko muss sie um das Boot herumführen. Die Freude währt nur kurz ... was für ein Pech ... zack, schwupp, ein Ruck  ... plötzlich geht die Leine wieder leicht einzuholen, Buttje hat sich losgerissen. Für den Fisch ein Glück und wir gönnen es ihm, aber noch etwas Heilbuttfilet wäre doch nett gewesen. Nach einer kurzen Weile sahen wir seitlich vom Boot, etwas das wie ein großer weißer Lappen aussah in die Tiefe abtauchen. 

Der Butt kämpft hart und lange, man benötigt neben Ausdauer und Kraft das richtige Gefühl, wann Leine gegeben werden muss und wann sie eingeholt werden kann. In diesem Anglerfilm kann man sehen, wie das Ganze aussieht.

Genauso war es gestern nur unser Heilbutt konnte nicht gelandet werden:  https://youtu.be/GZoAD-7MxdQ

 

Am Ende sind wir mit zwei Seelachsen auch zufrieden gewesen. Einer davon kam um 23 Uhr in Folie zusammen mit Butter verpackt auf's Holzfeuer. Ist nun nicht der große Leckerbissen, aber uns hat es zusammen mit dem Schauspiel des Sonnenunterganges und windstillem, warmem Wetter gemundet.

 

Ja, es ist die Zeit der Sonnenuntergänge angebrochen. Das können hier oben fantastische Schauspiele sein. Je nach Wetterlage. Und sie dauern im Moment stundenlang an. Noch bewegt sich die Sonne ja nur kurz unterhalb des Horizonts. Gestern begann es gegen 23:30 Uhr und um 01:30, als wir ins Bett gingen, war es immer noch nicht vorbei. Faszinierend.

 

Und so sieht es heute aus. Wie man sieht, sieht man nichts. Feiner Regen und Nebel verhüllt fast alles.

 

25.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

24.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

23.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

Jawoll ... wir sind noch im Camp Solbergfjord, mittlerweile seit 15 Tagen. 

Das Wetter war und ist ein einziges typisches Auf und Ab. Von strahlend blauem, wolkenlosem Himmel nebst kühlen Temperaturen, über milden windstillen, aber wolkenverhangenen Tagen, bis zu leicht stürmischem Wetter. Die ständig wechselnden Lichtstimmungen lassen keine Langeweile aufkommen.  

 

Überhaupt war Langeweile keine Option in den vergangenen Tagen. Vor allem für Heiko nicht, der mit Daniel zusammen in den Abend- und Nachtstunden mit dem Boot draußen auf dem Wasser zu Angeltouren unterwegs war. Daniel und Jenny waren unsere Camp-Nachbarn für einige Tage. Ein ausgesprochen nettes junges Paar, sie aus Berlin, er aus Köln. Daniel war der Angelheld schlechthin mit einer Wahnsinns Ausrüstung in ihrem kleinen VW Bus.  Entsprechend war seine Ausbeute. Gleich am ersten Tag ein Einmeter-Exemplar von Heilbutt, von Dorschen und Seelachsen ganz zu schweigen. Da war ein richtiger Kaventsman dabei (siehe Foto). Heiko hatte viel Spaß und von Daniel einiges über das Angeln gelernt, aber leider wollten nur ein paar wenige Seelachse anbeißen. Einen großen Heilbutt konnte Heiko beobachten, wie der hinter seinem Köder her war und bis an die Oberfläche kam mit seiner weißen Unterseite.  Leider hat er nur ein bisschen am Köder gegnabbelt und ist dann doch wieder in den Tiefen entschwunden. Wer weiß, was ihm nicht gepasst hat. Heilbutt ist wählerisch. 

 

Heikos Seelachse wurden zu einem großen Pott Fischsuppe und 12 Frikadellen verarbeitet. Und sind auch schon verputzt. Jenny und Daniel freuten sich über die Abwechslung, jeden Tag gebratenes Filet - auch wenn er noch so frisch ist - wird auf Dauer langweilig. Die beiden konnten ihre Menge an Fischfilet überhaupt nicht alleine verspeisen und eine Gefriermöglichkeit haben sie auch nicht. So kamen auch wir in den Genuss von weißem Heilbutt- und Dorschfilet. Und in Rolfs Gefriertruhe lagert noch etwas Vorrat.

 

Gestern sind Daniel und Jenny abgereist, sie wollen noch in Schweden eine Woche verbringen. Am Abend vorher haben wir bis 2 Uhr nachts im Grillhäuschen eine Abschiedsrunde gedreht, mit Helgas Ceviche mit Mango, Chili und viel Limettensaft. Genau das Richtige wenn man solch super frischen Fisch zur Hand hat.

 

Erstaunt waren wir vorgestern als ein Seekajak vor unserer Nase anlegte und die jungen Leute hier ihr Zelt aufschlugen. Alle Achtung, seit 10 Tagen waren sie schon unterwegs an der Küste entlang von Bodø (Höhe Lofoten) aus. Und hier war noch lange nicht die Paddeltour beendet, sie wollen noch weiter rauf bis nach Hammerfest. Dann mit Bus und Bahn zurück. Die junge Frau meinte auf unsere Frage, dass das Paddeln eigentlich gar nicht anstrengend sei, man sei nur am Ende des Tages ein wenig müde. Hm ... Hut ab vor so viel sportlichem Ehrgeiz. 

 

Unser sportlicher Ehrgeiz erstreckt sich immerhin auf jeden zweiten Tag mit Rad zum Einkaufen nach Brøstadbotn zu fahren. Und Angeln ist schließlich auch ein Sport.

 

22.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

21.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

20.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

19.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

18.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

17.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

16.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

15.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord  - Regen ohne Ende bei 10°

 

Heute ist bei uns Buch- und Betttag. Auch mal wieder ganz nett in Kuschelklamotten auf dem "Sofa" rumzulungern. Man sollte nur nicht dran denken, dass eigentlich Sommer ist ... bei zur Zeit 10°.

Aber so ist das nun mal hier oben. Wer das nicht haben will, muss in den Süden fahren (aber so richtig Lust auf über 40° in Sevilla hätten wir auch nicht). Vor ungefähr einer Stunde fuhr, wie jeden Tag, ein Schiff der Hurtigruten vorbei. Also, die Passagiere, die eigentlich eine Sightseeing-Tour gebucht und sich auf die herrliche Landschaft der norwegischen Küste gefreut haben, können einem schon etwas leid tun. Denn zu sehen ist absolut NICHTS. Und ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass es von Nord nach Süd regnet. Wie es aussieht, wird es erst ab nächsten Mittwoch wieder sonniger werden. Aber am Montag immerhin trocken. Mal schauen, vielleicht haben wir dann Lust auf eine Angeltour.

 

Gestern haben wir noch schnell das trockene und ziemlich windstille Wetter genutzt und sind mit den Rädern nach Brøstadbotn zum Einkaufen gefahren. Auch hier sind wir wieder froh, Räder mit elektrischer Unterstützung zu haben. Die Steigungen sind nicht zu verachten ... obschon fitte Fahrer sich wohl über diese Aussage leicht amüsieren würden. Na ja, auch die werden irgendwann älter.

 

Vor dem Coop-Laden fragt uns ein netter Herr, ob wir aus Deutschland kämen. Er ist ganz begeistert mit Daumen hoch und mehrfachem "wow, wow, wow" ... Hm, großes Fragezeichen in unseren Gesichtern ob seiner offensichtlichen Bewunderung. Bis uns dämmert, dass er glaubt, wir wären mit den Rädern den ganzen Weg nach Norden gefahren. Unter Schmunzeln klären wir die Sachlage. Erzählen, dass wir bei Rolf Espenes auf dem Camp stünden ... hier kennen sich alle untereinander. Dann erzählt er von sich, er sei Sami, sein Name Harald Christoffersen, erzählt von seiner Familie, Kindern und Enkeln, seiner Arbeit, er fertigt Schmuck aus Rentiergeweihen, Kleidung aus Rentierhaut, zeichnet, fertigt Trinkgeschirr aus Holz, er hätte sein Haus selbst gebaut und lädt uns ein, ihn dort zu besuchen. Interesse hätten wir schon, aber so ganz geheuer ist es uns doch nicht. Abends, als wir zu einem Glas Wein in der Grillhütte mit Marina und Markus, die auch hier auf dem Camp stehen, und Rolf zusammen sitzen, fragen wir Rolf aus, was er über Harald weiß. Er meint, der sei ein Original und manche Leute meinten, er sei etwas "verrückt" aber, wie Rolf so ist folgt gleich ein Schmunzeln und "wer ist das denn nicht". Harald sei in Ordnung. Vielleicht geht unsere nächste Radtour an einem trockenen Tag ja doch mal zu seinem Haus.

 

Hier, links und rechts, feiern wir mit Marina und Markus (aus Köln) Abschied. Die beiden hatten uns viel von ihren Touren durch Afrika erzählt. Im rechten Bild lernt ihr auch einmal Rolf kennen, wir glauben ihn noch nie vorgestellt zu haben. Er kommt hin und wieder auch auf einen Sprung oder ein Gläschen zu uns auf die Terasse.

Am 10.07.2022                                                                                                                   heute 15.07.2022

 

14.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord  - bedeckt bei 13-14°

13.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

Irgendwann heute in den frühen Morgenstunden, auf jeden Fall nach 4 Uhr denn da schien noch die Sonne, sind Regenwolken aufgezogen und die Temperaturen sind ordentlich gefallen, im Moment auf etwa 13°. Gestern waren wir bei 28° am Nachmittag mit dem Boot draußen. Nicht einmal eine Windjacke mussten wir überziehen, ein dünnes T-Shirt reichte aus. Still ruhte der Fjord. Am Horizont über Land ging ein seichter Regen runter, der einen Regenbogen zauberte. Die Tropen ließen grüßen. Nur der Angler in Heiko war am Ende der "Angel"fahrt enttäuscht. Das hatten wir noch nie ... kein einziger Fisch hatte Lust auf unsere Blinker und Wobbler (Kunstfisch). Nein stimmt nicht ganz, zwei kleine Seelachse hatten angebissen, die sich aber weiterhin ihres Lebens freuen durften. Sie haben nach Rückkehr in ihr nasses Element schnell das Weite gesucht. Auch gegen Mitternacht zogen noch kaum Wolken auf. Eine schöne Stimmung mit der tiefer stehenden Sonne. Die Mitternachtssonne selbst ist von unserem Standpunkt aus jetzt Mitte Juli leider nicht mehr zu sehen, dann zieht sie ihre Bahn zwar noch über dem Horizont, aber hinter den Bergen am gegenüber liegenden Ufer. Es sind ja nur noch etwa zwei Wochen hin, bis sie täglich etwas tiefer unterm Horizont verschwindet. 

 

28 Juli   Sonnenaufgang 01:43, Sonnenuntergang: 23:48, Dauer des Tages: 22:05, Dauer der Nacht: 01:55

29 Juli   Sonnenaufgang 01:54, Sonnenuntergang: 23:39, Dauer des Tages: 21:45, Dauer der Nacht: 02:15

30 Juli   Sonnenaufgang 02:04, Sonnenuntergang: 23:30, Dauer des Tages: 21:26, Dauer der Nacht: 02:34

31 Juli   Sonnenaufgang 02:13, Sonnenuntergang: 23:22, Dauer des Tages: 21:09, Dauer der Nacht: 02:51

01 August Sonnenaufgang 02:21, Sonnenuntergang: 23:14, Dauer des Tages: 20:53, Dauer der Nacht: 03:07

02 August Sonnenaufgang 02:28, Sonnenuntergang: 23:06, Dauer des Tages: 20:38, Dauer der Nacht: 03:22

03 August Sonnenaufgang 02:35, Sonnenuntergang: 22:59, Dauer des Tages: 20:24, Dauer der Nacht: 03:36

 

Am 11. August dauert die Nacht dann schon über 5 Stunden, und ab dem 28. August können wir dann schon 8 Stunden bei Dunkelheit schlafen. 

 

Ja und dann gab es gestern noch ein Fast-Unglück als wir gegen 20 Uhr mit dem Boot zurückkommen. Helga bekommt bei Schleichfahrt kurz vor dem Anlegen an den Steg die Order, die vorderen Fender außer Bord zu schmeißen. Okay, alles klar soweit, sie will sich gleich setzen ... nun gibt es einen Ruck. Unser Boot ist mit der linken Außeneite bei minimaler Fahrt an die vordere gummierte Stegecke gestoßen, ... eigentlich gar nicht schlimm, aber Helga verliert das Gleichgewicht und landet unsanft seitlich auf dem Boden. Heikos Gedanke: Oh Gott, jetzt hat sie sich an der Hüfte verletzt. Der Schreck erzeugt eine Fehlreaktion der Hand, die den Einhebelschaltgriff versehentlich nach vorn drückt. Das Boot macht einen Satz nach vorn ...  und wir hatten das Gefühl jetzt sei der gesamte Steg samt übrigen Booten demoliert, das Geräusch war mehr als unangenehm. Der Schreck steht Heiko ins Gesicht geschrieben, Helga probiert erstmal alle Gliedmaßen aus ... nichts passiert. Auch am Boot und der Umgebung gibt es keinerlei Schaden. Und Rolf ist heute morgen ganz entspannt und mehr um Helgas Gesundheit besorgt, als alles andere. Wir sollen uns keine Gedanken machen, es sei alles in Ordnung. Der Schreck sitzt Heiko heute noch in den Gliedern und bevor wir erneut das Angelglück versuchen, will er erstmal etwas Zeit verstreichen lassen. Aber wie heißt es? "Wenn man vom Pferd gefallen ist, soll man gleich wieder aufsteigen“ ...

Es scheint so, als seien wir nicht die Ersten denen dies passiert ist, Rolf hatte vorgesorgt und alle Boote haben quer zur Anlegebucht ein Sicherungsseil gespannt, das bewirkt dass das Boot bei zu schnellem Einfahren vorn angehoben wird und so Schaden vermieden wird.  

Stimmung am 13.07.22 morgens

 

12.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

Angeltag zwischen 18:00 - 20:00 h   

Fjord Stimmung am 12.07.22 um 23:00

 

11.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

10.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

Inzwischen haben wir uns auf dem Camp Solbergfjord bei Brøstadbotn "häuslich" eingerichtet. D.h. Heiko war heute noch dabei. Irgendwann wird der Moment kommen, wo sehr kühle Winde verhindern werden, draußen zu sitzen. Da nützt dann auch das Feuerchen im Feuertopf nicht mehr viel. Was wir uns im vorigen Jahr vorgenommen hatten, nämlich einen Windschutz mitzubringen und bei Bedarf aufzubauen, probiert Heiko nun auf Praktikabilität aus. Scheint zu funktionieren. Mal schauen, wie's ist, wenn erst die Sonne abends wieder unterm Horizont verschwindet und wir dann dankbar sein werden, wenn wir windgeschützt sitzen können. 

 

Wie schon die letzten Jahre fühlen wir uns hier sehr wohl. Unser Platz ist wieder neben dem Gapahuk. So heißt hier die Schutzhütte mit einer offenen Wand. Zur Zeit ist es auf dem Camp sehr ruhig, was uns sehr entgegen kommt. Die Sonne scheint, der Wind ist frisch, heute sind es wohl 15/16°. Die Temperaturen sollen bis Dienstag auf 26° steigen. 

 

Rolf hat sich schon darum gekümmert, dass wir demnächst wohl einen neuen Ersatzreifen bekommen. Gestern morgen ist der Verkäufer extra hergekommen und hat sich vergewissert, um welche Reifen es sich handelt. Ganzjahresreifen sind in Norwegen nicht üblich, darum auch fast nirgends vorrätig und müssen bestellt werden. Wie lange das dauern wird, wissen wir im Moment noch nicht, haben  nicht gefragt, weil es ja letztlich egal ist. Drei/vier Wochen werden wir sicher hier bleiben, wenn nichts dazwischen kommt. 

 

Wir hoffen, dass wir Rolf heute oder morgen im Laufe des Tages sehen werden. Gestern nachmittag ging es ihm nicht gut.  Er erzählte, dass er eine harte, unreife Avocado gegessen hätte und nun sei ihm übel und er hätte Bauchkrämpfe. Später hörten wir, dass er mit dem Krankenwagen nach Narvik ins dortige Krankenhaus gefahren wurde. Da es ihm laut seiner SMS-Nachricht inzwischen wieder besser geht, hoffen wir, dass es sich nicht um eine schlimmere Erkrankung handelt. 

 

So, Rolf hat sich vorhin zurück gemeldet. Es geht ihm wieder gut. Was genau seine Beschwerden ausgelöst hatte, haben wir nicht ganz verstanden. Rolf ist bemüht Deutsch mit seinen deutschen Gästen zu sprechen, was nicht immer gut gelingt. So benutzt er oft Zeichensprache. Demnach hat sein Darm wohl einen Knick gehabt ...

 

 

09.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

08.07.2022 - N 69°5'41“ E 17°37'28“ - Camp Solbergfjord 

 

Eintreffen im Camp Solbergfjord von Rolf Espenes

 

07.07.2022 - N 69°46'7“ E 21°1'51“ - Storslett Ortsmitte gegenüber der Kirche, Muoniovegen

Der Ort liegt am inneren Ende des Fjords Reisafjorden (nordsamisch Ráisavuotna). Bei Storslett mündet der Fluss Reisaelva in das Meer.

 

Hinter Alta beginnt eine wunderschöne Strecke auf der Europastraße 6 immer kurvenreich entlang der unzähligen Fjorde. Obwohl die Europastraße 6 DIE Süd-Nord-Hauptverbindung Norwegens ist, war es eine sehr ruhige Fahrt mit verhältnismäßig wenig Verkehr. Die Straße war schon immer ein Nadelöhr, kurvenreich und unfallträchtig. Viele Lkw  sind naturgemäß unterwegs. Es geht zum Teil steil bergan, über Fjells hoch über den Fjorden, und rasant bergab. Im Winter sind diese Streckenabschnitte je nach Witterung teilweise gesperrt und können nur im Konvoi mit einem Begleitfahrzeug (Ledebil) durchfahren werden. Jetzt im Sommer sind die Schlagbäume natürlich geöffnet. Der Norwegische Staat investiert viel seines Reichtums in die Infrastruktur und vor allem die E6 wird in Abschnitten ausgebaut. Neue Tunnel werden gefräst, die Straße verbreitert, etc. pp. Da kommt es zu häufigeren Staus und Wartezeiten. Auf unserem heutigen Streckenabschnitt war dies zweimal der Fall. Uns stört das nicht, wir müssen ja keine Termine einhalten. 

 

Von Kåfjord aus fahren wir heute morgen weiter auf der E6 Richtung Narvik. Hinter Talvik entschließen wir uns kurz bevor die E6 nach links abbiegt, einen Abstecher zur Spitze der Landzunge Richtung Isnetoften auf dem Langnesveien zu machen. Das Wetter ist durchwachsen, dunkle Wolken und Sonnenschein wechseln sich ab. Tolle Stimmungen entstehen so. Wir haben Glück und es gibt auf dem Weg einige kleine Plätze, auf denen wir parken können, um zu fotografieren. Wir könnten hier stundenlang weiter gucken. Hier fanden wir auch zwei wunderschöne Exemplare der Norwegischen Fjordpferde. Seht die Fotos, sind die nicht hübsch? 

 

Auf einem uns von den früheren Reisen her gut bekannten Rastplatz abseits der E6 auf dem Jøkelfjordveien mit Blick über den Kvænangenfjord machen wir Mittagspause und sind ganz begeistert, als wir Orchideen entdecken. Und zwar eine ganze Menge. Es ist der Torfmoos-Fingerwurz, bei uns auch Knabenkraut genannt. Interessant ist, dass diese bei uns stark gefährdete Pflanze in Deutschland "Orchidee des Jahres 2018" war (https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/wissenschaft_nt/article169637710/Torfmoos-Fingerwurz-ist-Orchidee-2018.html).  

 

Später führt die E6 hinauf auf das Kvænangenfjellet mit über 400 Metern Höhe. Ein neu ausgebauter Rastplatz hoch oben bietet einen herrlichen Blick über den Fjord. Diese Strecke über das Fjell muss im Herbst traumhaft sein, wenn die Birkenwälder sich golden färben. 

 

Es waren heute gar nicht viele Kilometer, die wir zurück gelegt haben, und doch schon nach acht Uhr abends als wir den ausgesuchten Platz in der Ortsmitte von Storslett, gegenüber der Norweger-Kirche erreichen. Der Ort liegt am inneren Ende des Fjords Reisafjorden (nordsamisch Ráisavuotna). 

 

06.07.2022 - N 69°55'26,5“ E 23°1'8,75“ - Kåfjord

 

Gestern, sehr früh am Morgen, überkommt uns der Übermut. Wir haben Lust, ein Bad im Fluss zu nehmen. Keine Menschenseele in der Nähe, es ist warm und windstill. Also machen wir uns mit Handtuch und Seife bewaffnet auf den Weg. Heldenhaft und wie Gott uns geschaffen hat lassen wir inmitten des flachen Flussbettes das eisige Nass über unsere Körper rinnen. Ein mitgebrachtes Gefäß dient uns als Schöpfkelle. Der Moment der Überwindung ist schnell vorüber und am Ende fühlen wir uns erfrischt und der letzte Rest Müdigkeit ist vertrieben. Um euch den Anblick zu ersparen gibt es hierzu keine Fotos.

 

Nach Lakselv sind es nur noch 15 Kilometer und schnell haben wir dort unseren "Großeinkauf" an Gemüse, Obst und Brot erledigt. Die Fahrt kann weiter gehen am westlichen Ufer des Porsangerfjords entlang in nördliche Richtung, vorbei am Stabbursdalen Nationalpark und der Meerenge "Trollholmsund". 

 

"In Trollholmsund befinden sich ca. 700 Millionen Jahre alte Steinsäulen aus Porsangerdolomit (Kalkstein). Diese auffälligen Gesteinsformationen werden mit einer alten samischen Legende in Verbindung gebracht: eines Nachts kamen Trolle schwer bepackt mit Schätzen, die sie in den Bergen vergraben wollten, über die Hochebene der Finnmarksvidda. Da ihnen das jedoch nicht rechtzeitig gelang, wollten sie den Fjord überqueren, wurden von der aufgehenden Sonne überrascht und erstarrten am Trollholmsund zu Stein."

 

Die Trolle haben wir bei unserer ersten Reise 2010 ans Eismeer besucht. Trollheimsund ist interessant und sehenswert, vielleicht sollten wir mal wieder etwas dort herumspazieren. Aber im Moment ist uns nicht danach. Wir wollen sehen, ob wir heute wieder auf dem Grundstück von Knut in der Nähe von Indre Billefjord stehen können. 2014 hatten wir hier Knut und seinen Freund Stein kennen gelernt und mit ihnen einen sehr unterhaltsamen Abend in Knuts Sommerhaus verbracht. In unserem Newsletter aus 2014 haben wir darüber berichtet (https://www.photoart-4all.com/2014/07/01/norwegen-2014/). 

 

Per SMS fragen wir bei Knut an, ob es ihm Recht ist, wenn wir wieder hier auf seinem Grundstück stehen. Postwendend kommt die Antwort: "Of course" ... und merkt noch an, dass es später Regen und Gewitter geben wird. Davon ist im Moment noch nichts zu merken und von drinnen sieht es so aus, als wenn auch keine Mücken unterwegs sind. Doch sobald wir uns draußen etwas bewegen um ein paar Fotos zu machen und zum Wasser hinunterzugehen, stellen die Viecher ihre Antennen auf und sofort sind wir geortet und umschwirrt. Diese Plagegeister nerven und bald fängt es auch schon überall an zu jucken. Bevor es zu viel wird, entschwinden wir lieber nach drinnen. Wir sind sowieso müde und wollen ein wenig vorschlafen. Die Idee ist, um Mitternacht - da soll laut Wettervorhersage der Regen vorbei sein - nach Trollheimsund zu fahren. Vielleicht gibt es ja eine schöne Lichtstimmung. 

 

Die Regenwolken lassen nicht lange auf sich warten und bald hören wir den ersten Donnerschlag ... und dabei bleibt es auch ... kein Blitz und kein weiteres Grollen. Na, das hält sich ja in Grenzen mit dem Gewitter. Das mit dem Vorschlafen will auch nicht so richtig klappen. Anstatt um Mitternacht zu den Trollen zu fahren, fallen wir müde in die Betten. 

 

Heute haben wir die etwas eintönige Fahrt nach Alta fortgesetzt. Alta ist für uns ein wichtiger Punkt, da wir hier wieder unsere Gasreserven auffüllen können. Das ist schnell und problemlos erledigt bei "Pedersens Varmeservice". Ach ja, und da ist ja auch noch der kaputte Reifen. Wir möchten einen neuen bzw. gebrauchten Ersatzreifen haben für die Weiter- und spätere Rückfahrt nach Hause. Wir wollen uns nicht darauf verlassen, dass nicht wieder ein Reifen kaputt gehen kann. Bei Pedersens bekommen wir die Adresse eines Reifenhändlers. Die passende Reifengröße wäre vorrätig, aber keine Alljahres-Reifen, der müsste bestellt werden, was etwa eine Woche dauern würde. Der Preis inklusive Aufziehen auf die Felge mit ca. 170€ wäre gar nicht so teuer, wie wir befürchtet hatten. Aber eine ganze Woche warten? Andererseits wollen wir ja sowieso in wenigen Tagen bei Rolf auf dem Campingplatz sein, wo wir auch schon im letzten Jahr einige Wochen verbracht haben. Rolf hat uns am Telefon signalisiert, dass er jemanden hätte, der uns den Reifen beschaffen und auch aufziehen könnte. Den Preis weiß er noch nicht, aber wir gehen davon aus, dass es bei ihm nicht teurer werden wird. Bis dort hin sind es nur noch 412 Kilometer, also haben wir uns für diese Lösung entschieden.

 

Nun stehen wir seit dem Nachmittag am Kåfjord, einem Seitenarm des Altafjords, an der alten Route der Europastraße 6, die heute entlang der Küstenlinie verläuft und den Kåfjord mit einer neuen Brücke überquert. Ein netter, ruhiger Platz mit Blick auf den Fjord. 

 

 

05.07.2022 - N 70°19'46“ E 25°4'23“ - bei Knut

 

 

04.07.2022 - N 70°05'21“ E 25°12'58“ - Handelsbukt/ Porsanger

 

Heute wollen wir nach dem Frühstück weiter Richtung Alta über Lakselv und dort unseren Kühlschrank auffüllen. Gemüse und Obst geht dem Ende entgegen, außerdem brauchen wir Trinkwasser. Der Einkaufszettel ist schon seit einigen Tagen geschrieben. Helga macht noch erst einen kleinen Spaziergang zu dem in der Nähe fließenden Flüsschen. Kristallklares, kaltes Wasser, das in den Porsangerfjord mündet. Hm ... was meinst du, wir sind hier inzwischen vollkommen allein auf weiter Flur, wollen wir die Gelegenheit nicht nutzen? Eine kleine Wäsche wäre eigentlich dringend mal fällig. Es ist sonnig und warm, da trocknen die Sachen schnell. Gesagt - getan ... das kühle Nass umspült unsere Füße und das fließende Wasser spült die Sachen fast von ganz allein. Bald flattert die Wäsche im Wind. Und Heiko holt noch gleich einige Kanister voll für unseren Wassertank. 

 

Es ist ein wirklich angenehmer Platz mit schönem Blick über den Fjord. Holztische und Bänke nebst großen Metallschalen für ein Lagerfeuer stehen zur Nutzung bereit. Eigentlich können wir auch noch bis morgen bleiben. Verhungern und verdursten werden wir morgen früh nicht, da sind noch fünf Pakete Knäckebrot, das wir als Notreserve immer mit dabei haben ... na ja, Butter und Käse, Kaffee ... einkaufen können wir auch morgen noch. 

 

Es gibt eine Unmenge an Miesmuscheln, die wir bei Ebbe im flachen Wasser einfach einsammeln könnten. Appetit darauf hätten wir ... leider sind sie viel zu klein. Da würden wir beim Essen hungrig werden. Schade. 

 

Dafür gibt es heute bei uns ein in der Eisenpfanne auf offenem Feuer gegartes Spezial-Gericht, nämlich "Awanodai". Kennt das jemand?

Im Kühlschrank fand Helga heute noch: 2 große Zwiebeln, 1 rote Paprika, 5 kleine Möhrchen, 5 Frühlingszwiebeln, 2 rote Chilischoten, etwas gegarten Reis von gestern, und drei Chorizo-Würste. Eine Dose Mais fand sich auch noch im "Keller". Das Ganze abgeschmeckt mit Soja- und Chilisoße ... fertig war "Alles was noch da ist “Awanodai“.

 

 

17:00 h gerade zieht eine Schlecht-Wetter-Front auf, eine gute Gelegenheit die Veränderungen der Wolken mit dem Telefon aufzunehmen. Nach ca. einer Stunde haben wir wieder das schönste Sommerwetter. Geregnet hat es woanders, nicht bei uns.

 

03.07.2022 - N 70°05'21“ E 25°12'58“ - Handelsbukt/ Porsanger

 

Drei ruhige Nächte, zwei entspannte, sonnige und heiße Tage haben wir seit unserer Ankunft am Nachmittag des 30.6. auf dem schönen Platz am Porsanger Fjord in Børselvnes verbracht. Die frühen Morgenstunden waren ganz besonders stimmungsvoll, das Meer klar und ruhig wie ein Spiegel, weiße Wolken am azurblauen Himmel, wie ein Aquarell. Vorgestern sind wir einige Kilometer mit dem Fahrrad an der Küste entlang gefahren, ein leichter Wind brachte etwas Kühlung, da sind die Steigungen auszuhalten. Unterwegs dann gelb und lila blühende Wiesen. Ein schöner Kontrast zu der weißen Küstenformation aus Kalkstein. Strahlend weiß sind die Felsen aber nur bei Sonnenschein, der Kalkstein wechselt seine Farbe mit der Wetterstimmung. Wir haben schon erlebt, dass wir bestimmte markante Formationen gar nicht wieder erkannt haben, nachdem diese sich bei bedecktem Himmel in einem tristen Grau zeigten. 

 

Unsere vier Zelt-Nachbarn hatten gleich am ersten Tag riesiges Anglerglück ... ein ca. 110 cm langer Heilbutt ist ihnen an die Angel gegangen ... und dabei benutzten sie nach eigenen Aussagen nur einen Pilk ... irre. Gleich nach der Landung wurde der Fisch am Strand auf einer provisorischen Auflage aus Holzplanken, die sie auf Steinen gelagert hatten, filetiert. Die Jungs scheinen Übung zu haben. Und das Beste daran für uns: wir bekamen ein Stück Filet geschenkt. Das hat uns gestern in Butter gebraten sehr gemundet.

Pech hatten die vier trotzdem .... beim Hereinholen des großen, starken und schweren Fisches ins Boot (gewogene 14Kg), versuchte dieser sich mit einem Schwanzflossen-Hieb der Aktion zu entziehen. Ohne Erfolg, aber das spitze Gaff* schlug dabei in die Außenhaut des Gummibootes. Einer der Männer musste rettend die Hand auf den leck geschlagenen rechten Luftkörper halten. Aber der Fisch war im Boot.  

Helga musste schon recht schmunzeln, als Heiko ihr erzählte, dass sie nur heil mit dem Boot zurück gekommen sind, weil einer von ihnen die gesamte Rückfahrt das Loch mit seiner Hand abgedeckt hatte. Das hätte auch schief gehen können. Insofern war es Glück im Unglück.

*Gaff = Stange mit gebogenem spitzen Haken.

Auch für gestern hatten wir uns eine kleine Radtour vorgenommen. Aber es war gefühlt ein noch heißerer Tag, weil der kühlende Wind völlig fehlte. Na ja, dann haben wir eben im Laufe des Tages mit unseren Stühlen jeweils einmal Leo umrundet, immer seinem Schatten folgend. Das war unsere einzige körperliche Betätigung, und anders war es in der Sonne nicht auszuhalten. Andere Möglichkeiten gab es in Ermangelung Schatten spendender Bäume ja nicht. Wenn der Zugang ins Wasser nicht so steinig gewesen wäre, hätten wir sicher ein paar Schwimmzüge in dem kalten, aber erfrischenden Nass gewagt.

 

Wir hatten ganz vergessen, dass heute Sonntag ist, die Geschäfte geschlossen und wir mit dem Einkauf von frischen Lebensmitteln bis morgen warten müssen. Ca. 15 Kilometer vor Lakselv stehen wir für heute Nacht wieder direkt am Porsangerfjord auf einem privaten Stellplatz für 100 Nkr. Wolken sind aufgezogen, der Wind hat aufgefrischt, die Temperatur ist im Moment bei ca. 14°, aber gefühlt sehr milde. 

 

 

02.07.2022 - N 70°19'14“ E 25°25'19“ - Børselvnes/ Porsanger

 

01.07.2022 - N 70°19'14“ E 25°25'19“ - Børselvnes/ Porsanger

 

Gestern sind wir im Affentempo ungefähr 50 Kilometer weiter nach Westen gerauscht. Nun ja, nicht schneller als wir dürfen - mit 80 km/h - aber wir wären eigentlich lieber geruhsamer durch die Landschaft geschaukelt und hätten gerne noch einen Aufenthalt an dem wunderschönen Silfar-Canyon eingelegt. Aber es kam anders. Alles passiert ein erstes Mal. Schon bei der Abfahrt am Morgen von unserem Nachtplatz merkt Heiko, dass etwas nicht stimmt, und es dauert nicht lange, da meldet sich unsere Tire-Moni, der Luftdrucksensor für die Reifen. Oh, wie wir dieses Geräusch lieben. Was ist nun schon wieder los, Fehlalarm?Oder hat sich das Ventil vielleicht gelockert, oder muss nur etwas Luft mit dem Kompressor nachgepumpt werden? Nee ... der Reifen behält die Luft gar nicht erst, da ist was ernsteres passiert. Haben wir uns einen Nagel reingefahren, wie schon einmal in Italien? Damals konnte Heiko problemlos den Reifen mit dem Ersatzreifen austauschen. Damals war es ja auch keiner der Zwillingsreifen, "nur" einer der Vorderreifen. Jetzt schwant Heiko schon, dass es problematischer werden könnte. Aber erstmal optimistisch an die Arbeit, Werkzeug ausgepackt und los gehts. Die Verzweiflung folgt auf dem Fuß ... die Muttern lassen sich nicht lösen.  Obwohl die Spurbreite vorn wie hinten gleich ist, liegen die Zwillingsreifen tiefer unterhalb der Kabine und der Bewegungsraum des Radkastens läßt keine Möglichkeit zu, dort mit dem mitgeführten Werkzeug erfolgreich anzusetzen. Außerdem stimmt in diesem Fall auch die Abwinklung des langarmigen Steckschlüssels nicht mehr. Am Vorderreifen alles kein Problem, aber hier aussichtslos. Und Heiko hat auch keine Lust sich Hände oder Arme zu demolieren, weil ein Abrutschen des Werkzeuges und der erforderlichen Kraftanstrengung vorprogrammiert ist.

 

Tja, nun ist guter Rat teuer. So können wir auf keinen Fall weiter die 100 Kilometer bis nach Lakselv, dem nächst gelegenen kleinen Städtchen, fahren. Dann bleibt nur, den ADAC anzurufen. Es ist eine ausgesprochen freundliche und kompetente Kommunikation mit dem dortigen Sachbearbeiter, der die notwendigen Daten zusammen mit den Koordinaten unseres Standortes zu der norwegischen Partnerorganisation weiterleitet. Nach ungefähr ein einhalb Stunden kommt der Anruf des Abschleppdienstes. Er käme von Lakselv und würde etwa ein einhalb Stunden zu uns brauchen. Die Gesamtkosten würden sich auf umgerechnet ca. 700 € belaufen. Ob wir damit einverstanden wären, der ADAC hätte ihm eine Kostenübernahme-Erklärung geschickt über 300 €. Was bleibt uns anderes übrig, in den sauren Apfel müssen wir wohl beißen. Hier Wurzeln schlagen können wir ja nicht und fliegen auch nicht. Langer Rede kurzer Sinn: Die ganze Hilfsaktion hat dann kaum eine halbe Stunde gedauert. Mit dem Akku Schlagschrauber waren die Muttern schnell gelöst und der Ersatzreifen befestigt. Wie der beschädigte Reifen aussieht ... siehe Fotos. Der ist hinüber, auch keine Reparatur mehr möglich. Vermutlich hat uns eine scharfe Steinkante den Reifen aufgeschlitzt.

 

Nun düsen wir dem Abschleppdienst hinterher, dem die Straßen-Hubbel und -dellen gar nichts ausmachen. Der Typ vom norwegischen Notdienst will von unterwegs versuchen, einen neuen Ersatzreifen für uns in Lakselv aufzutreiben. Nach gut 50 Kilometern fährt er allerdings schon rechts ran um uns mitzuteilen, dass in ganz Lakselv kein passender Reifen aufzutreiben wäre. Die Norweger hätten alle ihre Reifen für den Sommer bereits gewechselt. Auch wären Reifen extrem teuer geworden, in den letzten Monaten wären die Preise um gut 40% gestiegen. Puh ... da müssen wir kurz durchatmen und überlegen, was wir bezüglich des Reifens machen. 

 

Unser Retter in der Not fährt davon und wir entscheiden uns, erstmal in der Nähe zu bleiben. Da wir uns in Børselv befinden, wo der Fylkesvegen 183  Richtung Veidnes abzweigt, folgen wir diesem für nur wenige Kilometer. Wir sind hier in der Gegend schon mehrfach gewesen und bald entdecken wir auch unterhalb der Straße eine kleine Landzunge wie Geschaffen für uns als Rastplatz. Hier bleiben wir erst einmal. Am Abend bekommen wir aber doch noch "Nachbarn". Vier junge Angler fragen uns, ob es uns etwas ausmachen würde, wenn sie ihr Zelt hier aufschlagen würden. Wer so nett fragt, dem kann man die Bitte nicht abschlagen. 

 

Erwähnenswert wäre noch, dass die Temperaturen gestern rapide abgefallen waren ... auf 11°. Das war schon recht extrem von vorgestern 32°. Nun mussten wir unsere wärmeren Sachen wieder raus kramen. Heute dagegen ist das Thermometer wieder am Steigen, gerade jetzt um 12:15 haben wir 15°, am Nachmittag werden es 20°, am Abend soll es Gewitter und etwas Regen geben, morgen sollen es dann wieder bis 27° werden. Es wird nicht langweilig.