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Skandinavien 2020

Du weißt doch, der jüngste Tag steht immer oben

 

 

Donnerstag, 13. August 

 

WISSENSERWEITERUNG

 

Ganz neue Erfahrungen in Norwegen

 

Heute Abend haben wir uns einen schönen Platz auf der Insel Kvaløya ausgesucht. Die Insel liegt gegenüber der Stadt Tromsø, durch Tunnel und Brücken miteinander verbunden. Jetzt am Abend hat Regen eingesetzt, nachdem die letzten Tage sonnig und angenehm temperiert waren. 

Gerne möchte man ja so viel wie möglich über sein Reiseland erfahren, wenn man nicht nur seinen Bauch am Strand in der Sonne braten möchte, oder sich mit "all inclusive" um nichts weiter kümmern will.

Die vergangenen Tage kamen wir nun in den Genuss, etwas mehr über das norwegische Gesundheitssystem zu erfahren. Wann hat man das als normal Reisender schon. 

 

 

Es begann am vorigen Freitag, dem 7. August, mit Helgas linkem Auge. Gerötet und empfindlich. Sonntag Abend dunkelrot und schmerzend. Wenn es morgen nicht besser sein sollte, müssen wir wohl oder übel einen Arzt aufsuchen. Bloß ... wie läuft das in Norwegen. Die Antwort darauf gibt uns Rolf ... wir könnten heute am Sonntag in eine Notaufnahme in 60 Km Entfernung, oder morgen in das allgemeine NAV Gesundheits-u.Sozialzentrum in Søreisa in 27 Km Entfernung. Erst mal morgen früh abwarten, vielleicht wird es ja von allein besser bis dahin. Wird es aber nicht.

 

Am Montag Morgen guckt Helga ein Monster aus dem Spiegel entgegen. Das Auge ist geschwollen, tiefrot, und schmerzt nun sehr heftig. Rolf schaut um halb neun nach uns, seine Frau macht einen Termin im Gesundheitszentrum, und Rolf lässt sich partout nicht davon abbringen, uns mit seinem Wagen dorthin zu fahren, Service sagt er. Natürlich sind wir sehr dankbar dafür.

Das Gebäude ist nicht unbedingt als ein Gesundheitszentrum zu erkennen und es gibt auch kein Praxisschild. Man muss vor der Tür im Auto warten, sagt telefonisch bescheid, dass man da ist und wird dann zurückgerufen, wenn man sich zur Tür begeben kann um dort in Empfang genommen zu werden. Alles Corona-Schutzmaßnahmen.

 

Die junge Ärztin spricht hervorragendes Englisch, so ist die Verständigung überhaupt kein Problem. Sie untersucht das Auge soweit es für einen Allgemeinarzt möglich ist, telefoniert mit einem Augenspezialisten, schickt auf elektronischem Wege Bilder des Auges ... die Empfehlung lautet, die Patientin muss dringend augenärztlich untersucht werden, möglichst noch heute. Könnte sein, dass sie eine Nacht hier verbringen muss. Das heißt, wir müssen nach Tromsø in die Augen-Poliklinik der Universität Nord-Norwegen.

 

Na prima, dann wollen wir uns mal auf den Weg machen. Allzu viel Zeit haben wir nicht, um rechtzeitig dort zu sein. Um halb vier Uhr werden die Schotten in der Poliklinik dicht gemacht. Alle, Ärzte wie auch das übrige Personal gehen pünktlich in den Feierabend. Jetzt schaut Rolf ein wenig bekümmert, da kann er uns dann doch nicht hinfahren. Wir stellen fest, dass Tromsø 180 Km entfernt ist. Etwas ungewohnt für uns, solche Entfernung, um zum Arzt zu gehen. Wir könnten auch mit der Schnellfähre fahren, aber das ist uns zu unsicher, ob wir das letzte Boot zurück ab Tromsø um 16:00 Uhr schaffen würden. Außerdem ist nicht sicher, ob Helga nicht über Nacht im Krankenhaus bleiben muss. Also erstmal mit Rolf zurück zu Leo, fahrbereit machen und los.

Es ist schon nach zwölf und die Straße bis hin zur E6 ist in einem hundsmiserablen Zustand. Leo hüpft und schaukelt bei einer Geschwindigkeit von 60-70 Km/Std., dass es keine Freude mehr ist. Um 14:15 Uhr sitzen wir im Wartebereich der Poliklinik, nachdem Wache stehende Polizisten vor dem Haupteingang uns eingehend befragt haben, woher wir kämen, wann nach Norwegen eingereist, irgendwelche Corona-Anzeichen, etc.pp. Eine Begleitperson darf eigentlich nicht mit hinein. Aber Helgas Einwand, ihr Mann hätte die Kreditkarte zum Bezahlen ... na ja, geglaubt hat er das wohl nicht ganz, aber er hatte ein Einsehen. Helga wollte nicht gern beim ersten Mal allein da rein, so durfte Heiko also mit. 

 

Helga wurde bereits erwartet und wird schon bald von einer jungen Ärztin, die sich mit "Sigrid" vorstellt, aufgerufen. Auch sie, wie im Übrigen das gesamte Servicepersonal und die Polizisten, spricht fließend Englisch.

Es folgt eine eingehende Untersuchung. Diagnose: Iridozyklitis. Was ist das denn? Letztlich sowas wie eine Entzündung eines Augenmuskels hinter der Iris. So ähnlich jedenfalls. Verordnet werden stündlich einzunehmende Augentropfen und Salbe für die Nacht. Nach drei Tagen ist Kontrolle angesagt. Dann wird entschieden, ob eine weitere Kontrolle nach einer, oder zwei Wochen stattfinden muss.

 

 

 

 

Bezahlen kann man seine Rechnung direkt über ein Terminal im Haupteingangsbereich der Klinik. Wenn - ja wenn - es denn mit dem Namen, oder der Identifikation, oder was auch immer, klappen würde. Ich konnte jedenfalls meinen Zahlungsversuch nicht zum Abschluss bringen. Der Computer hat mich nicht identifizieren können. Auch die hilfsbereite Sekretärin der Poliklinik musste nach mehrmaligen Versuchen aufgeben. Tja, modern ist nicht immer auch besser. Sie will sich erkundigen, woran es hapert. Letztlich kann man es ja auf altbekanntem online Wege in Angriff nehmen.

 

 

 

 

 

 https://unn.no/avdelinger/nevro-ortopedi-og-rehabiliteringsklinikken/nevrokirurgi-ore-nese-hals-og-oyeavdelingen/oye-poliklinikk-tromso

So jetzt erstmal zur Apotheke. Die in der Klinik hat Feierabend (ist ja schließlich schon nach 15:00 Uhr). Verwundert fragt Helga noch nach, ob sie denn kein Rezept bekäme. Nein, sowas gibt es in Norwegen nicht (mehr). Stattdessen bekommt man eine Referenz-Nummer, die mir auf ein Post-it geschrieben mitgegeben wird. Diese ist im Gesundheitssystem hinterlegt und jede Apotheke kann die Verordnung damit im Computer finden. 

 

Nun könnte man denken: Oh wie fortschrittlich, das verkürzt und vereinfacht sicher das Procedere in der Apotheke. Weit gefehlt, ich habe noch nie so lange warten müssen, bis die Medikamente endlich ausgegeben werden konnten. Heiko wurde draußen schon ganz unruhig.

 

Es war mittlerweile später Nachmittag, wir hatten Hunger und sind erst einmal eine Pizza essen gegangen. Wie Rolf uns schon erzählte, bekommt man kaum noch anderes Essen in Restaurants serviert als Pizza, Burger und Co. Aber niemand reist nach Norwegen des guten Essens wegen.

 

Nun ging es zurück zum Camp, erneut 180 Kilometer. Der Tag war aufreibend und nach einem heißen Tee freuten wir uns auf die Koje. 

 

Schon am nächsten Morgen zeigte sich, dass die Medikamente ihre Wirkung tun. 

 

Für heute, am Donnerstag um 12:00 Uhr war die Kontrolle vereinbart. Gleiches Procedere,  am Haupteingang Polizeibefragung, alles äußerst höflich und hilfsbereit. Diesmal geht Helga allein. Ein von Sanitätern eingelieferter Notfall verlängert die Wartezeit bis nach 14:00 Uhr. Ist halt eine Uni-Klinik. Dafür dauert die Untersuchung diesmal nicht lange. In einer Woche soll eine erneute Kontrolluntersuchung stattfinden. 

 

In Rechnung gestellt wurde uns der Eigenanteil, den jeder hier in Norwegen für eine Behandlung bei einem Augenspezialisten tragen muss in Höhe von 375 Kr.= 35,50 € Für die Kontrolluntersuchungen werden nochmals jeweils Eigenanteile berechnet werden. Ansonsten wird über die Europäische Gesundheitskarte direkt mit der Krankenkasse in Deutschland abgerechnet. Wir sind gespannt, in welcher Höhe die Barmer die Kosten übernehmen wird. Den Rest trägt dann die Reisekrankenversicherung.

 

 

Mittwoch, 12. August

Abschied von Camp Solbergfjord

 

Heute Morgen verabschieden wir uns endgültig von Rolf im Camp Solbergfjord, nachdem wir einige Zeit länger geblieben waren, als ursprünglich gedacht. Einen Abschiedstrunk gab es bereits am Dienstag Abend.

Etwa 40 Minuten von Tromsø entfernt mit Blick über den Fjord zu der nur schwach in der Ferne auszumachenden Stadt, richten wir uns zum Abend ein. 

 

 

PETRI HEIL - PETRI DANK

Samstag, 1. August

 

Heute morgen ist es teilweise bewölkt und etwas kühler als die letzten Tage. Zuerst mal müssen die Fische verarbeitet werden. Die fertigen Fischfrikadellen sehen in der Pfanne schon ganz appetitlich aus und eine Probe bestätigt ... man kann sie essen. Inzwischen ist  es wieder schön warm und sonnig ... und eine kleine Radtour zum Einkaufen tut uns mal ganz gut ... auch wenn selbst hier auf der kurzen Strecke die Steigungen es in sich haben. Norwegen mit dem Rad ist eine Herausforderung. Alle Achtung denen, die die ganze Tour rauf zum Nordkap in Angriff nehmen.

 

Freitag 31. Juli

 

Schon gestern hatten wir bei Rolf angefragt, ob wir an einem der nächsten Tagen ein Boot haben könnten. Für heute um 18.00 Uhr hat er uns dann eines reserviert. Heiko möchte gerne mal wieder seine Angel "baden", wie er das nennt. Vor zwei Jahren war ihm das Glück hier im Fjord nicht hold und wir sind gespannt. Nach zweieinhalb Stunden kommen wir zurück mit drei großen Dorsch und vier Seelachs. Keine schlechte Ausbeute für unsere Schmalspur-Angelausrüstung. Zwei, dem Gewicht nach zu urteilen größere Exemplare, sind leider von der Angel gerissen. Das wäre noch was gewesen. Rolf zeigt uns die "Fischküche" des Camps und wie auf norwegische Art ein Fisch filetiert wird. Das sieht einfacher aus, als es für Helgas ungeübte Hände dann ist. Beim Seelachs erspart sie sich die Arbeit mit dem Filetieren und der Fisch wird nur grob in Stücke geschnitten. Sie hat sich sowieso entschieden, die Fische zu Frikadellen zu verarbeiten. Heute ist es nach getaner Arbeit schon 22 Uhr und viel zu spät, um noch den Fisch frisch in die Pfanne zu werfen. So wird er mit Zwiebeln, Lorbeerblatt, Salz und Pfefferkörnern nur kurz gedünstet, entgrätet und gehäutet, das Fleisch im Kühlschrank gelagert. Leider mussten wir einen ganzen Dorsch wegwerfen, er hatte Fadenwürmer. Da haben wir die übrigen Fische natürlich ganz besonders sorgfältig begutachtet. Heute haben wir nach Studium im Internet gelernt, dass man durch sofortiges Ausnehmen und Bauchlappen entfernen verhindern kann, dass die Nematoden vom Bauchraum ins Muskelfleisch der Fische wandern. Man lernt nie aus. 

Donnerstag, 30. Juli

Uns ist ganz besonders bei der Fahrt heute wieder ins Bewusstsein gerückt, warum wir - und die meisten Reisenden, die rauf ans Eismeer, oder auch schon auf die Lofoten wollen - normalerweise die Route durch Schweden oder Finnland wählen. So abwechslungsreich die Fahrt durch die norwegischen Landschaften ist - die Route führt entlang beeindruckend schöner Fjorde, über Fjells, durch Wälder und Felder - so anstrengend und auf Dauer auch ermüdend ist sie. Man hat das Gefühl einer langsamen Achterbahnfahrt ... ständig langgezogene Steigungen, Abfahrten, wieder Steigungen, Serpentinen ... . Unsere heutige Strecke betrug gerade mal ungefähr 230 Kilometer, die sich über fast sechs Stunden hinzogen ... na ja, mit Unterbrechung zum Diesel- und Gastanken. Selbst wenn man wollte, ginge es nicht schneller voran, denn Norwegen verordnet eine Höchstgeschwindigkeit von max. 80 Km/Std. und mit LEO können wir  diese Vorgaben nicht einmal ausschöpfen weil zu kurvenreich und zu steil. Und letztlich wollen wir Leo ja nicht überstrapazieren. 

 

Wenn wir denn tatsächlich ganz rauf ans Eismeer wollten, zum Slettnes Fyr, eine unserer Lieblingsstellen in Nordnorwegen, lägen immer noch rund 900 Kilometer vor uns. Wäre ja in der uns zur Verfügung stehenden Zeit durchaus machbar, stattdessen wollen wir lieber das uns Naheliegende ausgiebig genießen. Und das momentane phantastische Wetter mit 25 bis 27 Grad im Cockpit zu verbringen wäre pure Verschwendung. 

 

Unser heutiges Ziel war das Camp Solbergfjord, das wir vor zwei Jahren "entdeckt" haben, auf der Suche nach einem Plätzchen am Fjord, an dem wir wild campend im Juli 2013 eine schöne Zeit hatten und das nun leider verschwunden war - im Zuge der Erweiterung des naheliegenden Campingplatzes. Der Platz liegt so idyllisch und ist relativ ursprünglich geblieben, die Eigentümer, Rolf und Erik, sind derart nette Leute, dass wir uns hier einfach rundum wohl fühlen. Rolf und Erik haben eine richtig schöne Umgebung zum Urlauben erschaffen, man kann sehr hübsche Apartments direkt am Meer mieten und Motorboote, um zum Angeln rauszufahren. Alles ist da, was man sich von einem schönen, erholsamen Urlaub erwarten kann. Zum Einkaufen im rund vier Kilometer entfernten Coop geht's mit dem Radl. Obschon wir heute festgestellt haben, dass der Coop ziemlich rummelig ist. Aber was soll's, für's Nötigste reicht's. Hier wollen wir also erstmal ein paar Tage verbringen. https://www.solbergfjord.com

 

 

Unser Bericht aus 2013 vom Wild-Campen

 

Rolf erkennt uns sogar wieder ... oder ist es doch eher Leo, den er wieder erkennt? So ein Bimobil ist hier kaum mal anzutreffen. Wir sind sowieso sehr erstaunt über die schiere Menge an norwegischen Campern und in den allermeisten Fällen handelt es sich um große Geschütze, die uns unterwegs begegnen. Die Spanier würden sagen: "Die Weiße Pest kommt". Die Campingplätze sind augenscheinlich voll belegt. Nur ganz vereinzelt treffen wir mal auf ausländische Fahrer. Kaum Deutsche, keine Holländer, keine Franzosen ... aber die Finnen sind hier. Uns wurde berichtet, dass die Finnen ihr eigentliches traditionelles Sommerferienziel, Schweden, zur Zeit meiden und stattdessen nach Nordnorwegen fahren.

 

Ins Bett kommen wir erst weit nach Mitternacht. Heute ist der letzte Tag der Mittsommernacht nördlich des Polarkreises. Die Sonne verbirgt sich zwar hinter den Bergen, geht aber noch nicht unter. Sie steht um Mitternacht aber schon kurz vorm Horizont und beschert uns einen wunderschönen Mitternachtshimmel. 

 

 

 

 

NICH BLOOT EN SCHAAP MUTT SCHIETEN

 

Mittwoch, 29. Juli

 

Heute haben wir wieder einen der uns von vorherigen Reisen bekannten Übernachtungsplätze angefahren und gehofft, dass dieser noch vorhanden und nicht besetzt sein wird. Wir lieben es ja, wenn immer möglich, wild zu campen, da wo wir niemandem zu nahe treten und sich keiner gestört fühlen könnte. Und auch diesmal ist es wieder toll. Zwar liegt der Ort ziemlich dicht an der E6, aber durch Bäume und Büsche sind wir von der Straße her kaum  einsehbar, da muss man schon gut hinsehen ... ach nee ... jetzt gerade (es ist 22 Uhr) kommen noch fünf Jungs aus München angefahren und bauen ihr Zelt hier auf, machen ein Feuer ... das kann ja heiter werden, hoffentlich nerven die nicht ...

 

Der Naturplatz liegt nördlich von Innhavet an einem kleinen, im Inland liegenden Nebenarm des Kaltvågfjord. Wir befinden uns schon auf Höhe der Lofoten.  Ein Feuerchen ist schnell entfacht und die heute in Fauske eingekaufte Chorizowurst am Stock über den Flammen gegrillt. Dazu ein kühler Weißwein, der Blick über den Fjord, das warme, sonnige Wetter ... so kann's bleiben.

 

Überhaupt ist es seit Montag herrlich sonnig und warm ... und  seit gestern sind wir im wirklichen Norden angekommen, soll heissen:gestern wir haben wir den Polarkreis überquert. 

Die Fahrt seit letztem Sonntag vom Tosenfjord aus (es blieb übrigens eine recht windige Nacht, aber war durchaus auszuhalten) führte uns nicht nur schnurstracks auf der E6 weiter. An der Hauptverkehrsader Norwegens selbst sind ruhige Nachtplätze kaum zu finden. Aus dem Grund, und natürlich auch um hin und wieder Neuland zu entdecken, gab's am Montag einen Abstecher etwas nördlich von Mo i Rana und südlich des Saltfjellet-Svartisen Nationalparks. Ein kleiner, von Sträuchern umgebener Platz am Fluss wurde zu unserem Nachtplatz erkoren. Das Gletscherwasser floss milchig-grün ruhig dahin, und am Abend zauberten Nebelschwaden über dem Flusslauf eine mystische Stimmung. Leider war an einen Aufenthalt draußen nicht zu denken. Auch Mücken fühlten sich hier sehr wohl.

Eine Nebenstrecke von der E6 ab, Richtung Bodø wurde gestern unser nächster Abstecher. Immer wieder wird man durch Straßenschilder auf Schafherden aufmerksam gemacht. Die Wollknäuel lieben - wie wir - die Wärme. Und wo ist es am wärmsten, wenn man sich draußen aufhalten muss? Klar, die Straßendecke und die Leitplanken speichern die Wärme und da ist es eben für ein Schaf am gemütlichsten. Und noch gemütlicher ist es im Rudel. Und auch Leo ist nicht zu verachten. Wenn wir drinnen denken, warum Leo mit einem Mal so zittert, dann ist es bestimmt ein Schaf das glaubt, Leo sei ideal, um sich an ihm zu schuppern. Wenn Heiko die Fahrertür nicht aufbekommt, tja, da kann Leo auch nichts für. Wenn drei so dicke Schafe meinen, drunter kriechen zu müssen, als sei das ihr neues Zuhause, und ein schäfliches Hinterteil verhindert, dass die Tür aufgeht. Lustige Genossen.

 

 

Heute Vormittag kamen wir dann südlich von Bodø einmal wieder über den Saltstraumen, den stärksten Mahlstrom der Welt. Ein Blick über die Brückenbrüstung zeigte uns, dass im Moment Ebbe war. Also keine Strömung, keine Strudel. Bleiben auf dem nicht gerade billigen und dazu noch vollen Stellplatz wollten wir nicht. Aber die jetzt bei Ebbe frei liegenden Felsformationen hinter der Brücke waren eine Pause wert. Die von der Eiszeit hinterlassenen Strukturen sind interessante Fotomotive.

 

 

 

TOSENFJORD

 

Sonntag, 26. Juli

 

Hier am Tosenfjord, auf unserem liebsten Stellplatz in Norwegen, auf dem man fast das Gefühl hat, man läge mit einem Boot mitten im Fjord an einer Landzunge vor Anker, pfeift uns der Wind heute ganz mächtig um die Ohren. Kann gut sein, dass wir uns später zum Abend hin schweren Herzens doch noch einen anderen Platz suchen werden. Es pfeift und rattert, wenn die Böen in die Entlüftungsritzen der Dachfenster fahren, da kommt Heiko in der Nacht nicht zur Ruhe. Ein paar Kilometer weiter haben wir vorhin einen neu errichteten Rastplatz entdeckt. Dahin werden wir uns vielleicht verziehen. Aber erst mal abwarten. 

 

Froh sind wir aber über den blauen Himmel, die Wärme und das schöne Licht, das wir die letzten Tage, seit am Morgen des letzten Donnerstag vom Namsenfjord weggefahren sind, doch so langsam sehr vermisst hatten. Regen und Trockenperioden wechselten sich zunächst noch ab, doch am Freitag prasselte der Regen nahezu ununterbrochen herab. Von Landschaft war nichts zu erkennen. Ich meine, wäre nicht zu erkennen gewesen, wenn wir unterwegs gewesen wären. Aber in weiser Voraussicht hatten wir uns schon bei Ankunft am Donnerstag entschieden, auf dem Parkplatz mitten im Hafenstädtchen Rørvik die Regenphase abzuwarten. So toll ist die kurvige Fahrerei entlang der Fjorde bei Starkregen nicht. So war der Freitag ein Ruhetag. Und das war sowieso für Heiko nicht das schlechteste. Mittlerweile geht es im wieder gut, aber die letzten Tage haben ihm Muskelschmerzen doch recht zugesetzt, nachdem er letzten Mittwoch ausgerutscht ist und sich wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegend wiedergefunden hat. Natürlich beim Fotografieren an einem Wasserfall. Feuchte, glatte Flächen kann man nicht immer sofort als solche erkennen - und schon ist's geschehen. Gott sei Dank ist nicht mehr passiert und bleibt als Episode im Gedächtnis haften, an die man bei zukünftigen Foto-Pirschen als kleine Warnung wohl immer wieder denken wird. 

 

Von Rørvik aus ging es am Samstag Morgen auf der Straße 771 und der Küstenstraße 17 weiter gen Norden, mit einer zur Küstenstraße gehörenden Fährpassage über den Bindalsfjord nach Vennesund - dem südlichen Tor zur Helgelandsküste. Im Dörfchen Berg in der Gemeinde Sømna verbringen wir den Rest des Tages und die Nacht auf einem kleinen Rastplatz und beobachten den Gezeitenstrom. Es ist wenig Verkehr auf der Straße, der nachts fast zum erliegen kommt. Nur ein Häufchen junges, halbgares Gemüse meinte, um Halbvier am Sonntag Morgen ihren Schabernack mit uns treiben zu müssen. Wer weiß von welcher Party die kamen. Lautes Klopfen an den Wagen, Gekicher und Lachen, und Gestöhne wie in einem Porno, fanden sie wohl recht spaßig. Na ja, bald wurde es ihnen wohl zu langweilig, niemand reagierte, und sie zogen von dannen. Irgendwie gibt es ja wohl in jeder Gesellschaft Idioten. 

 

Heute Morgen ging es erst einmal weiter nach Brønnøysund. Diesel steht momentan mal wieder bei Nkr 13,77 (rund EUR 1,35), das wird gleich ausgenutzt, bevor der Preis wieder in ein paar Minuten auf über 15 Nkr steigt.  Wassertank füllen, Toilette entsorgen, ruhigen Platz suchen und eine ausgiebige Dusche nehmen. Wassertank wieder füllen und weiter kann's gehen. Bei dieser Reise wollen wir diesmal nicht weiter auf der Küstenstraße nach Norden fahren, sondern nehmen die Straße 76 Richtung E6 - mit dem Hintergedanken, dass vielleicht, hoffentlich "unser" kleiner Platz im Tosenfjord noch frei ist. Schon von weitem erkennen wir, dass nur ein Pkw dort steht - ein Angler, wie sich herausstellt. Der aber glücklos ohne Fisch an der Angel bald wieder abgezogen ist. 

 

Es ist jetzt kurz vor sechs Uhr abends, die steife Brise ist nicht abgeflaut. Die Schaumkrönchen auf den Wellen werden mehr. Entscheidung gefallen - gleich machen wir uns auf zum größeren Stellplatz, wo wir Leo besser im Wind ausrichten können. 

Gemeinde Sømna
Gemeinde Sømna

 

AUF BEKANNTEN WEGEN

 

Mittwoch 22. Juli

Unser weiterer Weg gen Norden führt uns auf der Strecke, die wir auch im August 2017 genommen haben - nur in umgekehrter Richtung. Am Granasjoen-Stausee verbringen wir auch am Montag, dem 20. noch einmal einen Tag mit Faulenzen. Dort auf dem Fjell in etwa 650 Metern Höhe war es recht kühl und außerdem auch verregneter Tag, den man am besten lesend verbracht hat. 

 

Von hier geht es dann am Dienstag, dem 21. zuerst nach Orkanger, weiter über Trondheim und Steinkjer. Obwohl wir noch gut mit Lebensmitteln bestückt sind, schauen wir uns im REMA-1000 Lebensmittelgeschäft in Orkanger um. Und sind sehr erstaunt. Die Obst- und Gemüseabteilung unterscheidet sich fast in nichts mehr von unseren in Deutschland. Es ist alles zu bekommen, was das Herz begehrt. Die Zeiten, in denen man Gurken “scheibchenweise“ kaufte, oder eine Paprika 4-5 EURO kostete, sind natürlich längst vorbei. Aber diese Auswahl und relativ humanen Preise ... da hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Für unseren Geldbeutel natürlich gut. 

 

Wir laufen noch einmal die Rastplätze an, auf denen wir uns beim letzten Mal so wohl gefühlt haben. Es ist ja auch spannend zu sehen, ob unsere Erinnerungen noch mit den derzeitigen Gegebenheiten übereinstimmen. So erleben wir eine erste kleine Enttäuschung auf der Straße 715, die hinter Steinkjer von der 17 aus Richtung Sundet führt. In unserem damaligen Newsletter hatten wir die Strecke folgendermaßen beschrieben: 

 

"Weiter südlich, hinter Namsos, fallen wir wieder von einer Begeisterung in die nächste. Die Straße 715 befindet sich nicht gerade in bestem Zustand ist schmal und kurvig, die Strecke aber ist hinreißend schön. Weite Moorgebiete links und rechts des Weges, durchsetzt mit schokoladenbraunen bis schwarz schimmernden Wasserflächen und Bachläufen. Zwischen lebendem Nadelgehölz strecken Baumgerippe ihre kahlen Äste aus. Dicke grüne Moospolster liegen gemütlich auf dunklem Gestein. Regenwasser sammelt sich auf den Höhen und Bergen und strömt in breiten Rinnsalen die Hänge hinab. Flüsse und Bäche sind randvoll, die Wassermassen stürzen mit ohrenbetäubendem Brausen über die Stromschnellen und Fälle. Einige führen soviel Wasser mit sich, dass sie weiß wie aufgeschäumte Milch herunter donnern. Das ist atemberaubend. ..." 

 

So war es damals. Heute brausen wir auf der mittlerweile gut ausgebauten, breiten und begradigten Straße dahin - die natürlich jetzt auch Mautgebühren kostet. Wo ist die Begeisterung von damals geblieben? Nur hin und wieder blitzt Erkennen auf. Erst auf dem Rückweg am nächsten Tag sehen wir den schönen Wasserfall, zu dem wir damals auf schmalem Fußpfad hinwandern mussten. Auch der Pfad ist verschwunden. Das Versteckte, Verwunschene, die Faszination ... ist leider im Asphalt einer Neubaustrecke zum schnelleren Vorankommen verschwunden. Hm, naja, eine schöne Landschaft ist es natürlich immer noch.

 

Erst das Örtchen Vingsand mit dem kleinen Hafen versöhnt uns wieder mit der Gegenwart und bringt die Erinnerungen damit in Einklang. Es ist geblieben, wie es war und wir freuen uns, auch diesmal wieder am Hafen eine ruhige und einsame Nacht verbringen zu können. Was wir vor drei Jahren nicht geschafft hatten (weil wir ja mit Essen im Restaurant beschäftigt waren), diesmal sind wir den nicht sehr langen Pfad über den Hügel in die nächste Bucht gegangen. Eine kleine Überraschung verbirgt sich dort. Die überall in Skandinavien entlang der Wanderwege, in Wäldern, an Seen und Flüssen vorhandenen Schutzhütten kennt ja jeder Skandinavienreisende. Aber diese hier, auf den Felsen direkt am Strand erbaute Hütte, ist schon ein besonders schönes Exemplar, wie wir finden. Geräumig genug, um mit mehreren Personen bei einer längeren Wanderung einen Schlafplatz zu finden, oder eine Strandparty zu feiern. Tische, Bänke, ein Grill ... alles vorhanden, was das Party-Herz begehrt. 

am Namsenfjord
am Namsenfjord

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute, am 22. Juli, stehen wir am Nachmittag und zur Übernachtung am Namsenfjord auf der Insel Otterøya, fast direkt hinter der Lokkaren-Brücke, die die Insel mit dem Festland verbindet. Otterøya liegt nordwestlich von Namsos, wo wir vorhin mal wieder einige Dinge verrichten konnten, wie die Toiletten- und Abwasser-Entsorgung, Tanken und unseren Gastank auffüllen. Auch diesen Platz kannten wir aus 2017 und als wir auf die Brücke zufahren, kommt ein " ... ah ja, jetzt weiß ich wieder ... " - also alles geblieben, wie es war. 

 

 

ANREISE NORWEGEN

Durch die Schleusenbesichtigung kommen wir natürlich erst zur Mittagszeit los. Die Fahrt verläuft ziemlich unspektakulär. Es gibt hier im Südosten Norwegens keine großartigen Ausblicke wie in Fjordnorwegen im Westen oder im Norden. Wälder, Felder und Seen, eine ruhige, aber auch eine auf Dauer etwas langweilige Landschaft. Möglichkeiten für Nachtplätze sind begrenzt. Als uns gegen 15 Uhr ein netter Parklatz an einem kleinen See ins Auge sticht, ist der Entschluss kurz gefasst, wir haben zwar heute nicht gerade viele Kilometer geschafft, aber die Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen und verbringen hier eine ruhige Nacht.

 

 

Und noch einmal der 19. Juli

Jetzt sind wir also wieder am Anfang dieses kleinen Berichts gelandet, am Abend am Granasjøen Stausee, südlich von Trondheim. Heute haben wir ein schönes Stück Strecke, rund 470 Km, gen Norden geschafft. Auf den Routen 21, 20 und später auf der 3, ging es gut voran. Es war relativ wenig Verkehr, aber in entgegengesetzter Richtung gen Süden waren viele norwegische Wohnmobile unterwegs. Das haben wir bisher so noch nie erlebt. Wo die wohl alle hin wollen? Nach Spanien vielleicht ... hm. Wohl eher nicht. Die meisten Norweger werden wohl in diesem Jahr Urlaub im eigenen Lande machen, vielleicht an der norwegischen Cote Azur westlich von Oslo?

 

Es ist jetzt 21:30 Uhr - und wie der Tag begonnen hat, scheint er auch zu enden, mit Regen. Nicht schlimm ... zwischendurch war es sonnig und mild ... ach ja, und Heiko hat vier Elche auf einer Wiese gesehen. Helga war mal wieder durch Landkarte gucken abgelenkt. 

 

Sonntag, 19. Juli 2020

 

Kurz nach 17 Uhr sind wir nach gut sieben Stunden Fahrt auf unserem heutigen Rastplatz am Stausee "Granasjøen" rund 100 Kilometer südlich von Trondheim angekommen. 

 

 

Wir haben die Route östlich der E6 gewählt - in der Hoffnung auf weniger Verkehr und ruhigeres Fahren abseits der Hauptverkehrsader Norwegens. War eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. 

 

Aber mal von Vorn ... unser erster und bisher auch letzter Eintrag stammt vom Mittwoch dem 15. Juli, da waren wir noch auf Fünen. Übrigens waren das sehr nette Leute, bei denen wir für 10 EUR auf dem Grundstück stehen konnten. Mit einem wunderschönen, kuscheligen, alten Bauernhaus. 

 

Die Eigentümer haben das Anwesen restauriert und ihm das ursprüngliche Aussehen wiedergegeben. Sie meinten bei einem Gespräch mit Heiko, dass solche alten Bauerngehöfte doch zum dänischen Kulturgut gehörten und man diese erhalten müsse. 

 

Unter anderem schreiben sie über die Historie des Bauernhofs auf einem Willkommensschild: ".... Unser Hof wurde um 1780 erbaut. Diese Art von Bauernhof (vierflügelig, Fachwerk und mit Strohdach) war früher das typische Bauernhaus hier im westlichen Teil der Insel Fünen. Wir haben die Farm 1993 gekauft ... Seitdem haben wir unsere Zeit und unser Geld für die Wiederherstellung der Farm aufgewendet. Genießen Sie Ihren Aufenthalt hier - genauso wie wir."

 

Wir finden es wunderschön.

 

Samstag 18. Juli

Am Samstag Morgen wird sofort klar, dass es sich hier um ein bekanntes Ausflugsziel handelt. Es röhrt die Anfahrt herauf. Eine Gruppe von etwa 10 Morris-Oldtimern besetzt den Parkplatz. Schicke, gut restaurierte Sonntagsgefährte. Auch wir wollen natürlich einen Blick auf die Schleusen werfen, wenn wir denn schon mal hier sind. Und es lohnt sich durchaus. 

 

“Der Haldenkanal (norwegisch: Haldenkanalen); früher Fredrikshalds-Kanal ist ein Kanal in der norwegischen Provinz Viken unweit der Grenze zu Schweden und verbindet die Orte Skulerud und Tistedal. Er ist 80 Kilometer lang und wurde für den Transport von Baumstämmen errichtet. Über weite Strecken führt er durch bereits vorhandene Seen und verbindet sie miteinander. Der Halden-Kanal ist neben dem Telemark-Kanal das einzige Kanalsystem mit mehreren Schleusen in Norwegen. Die Entfernung zum schwedischen Dalsland-Kanal beträgt bei Otteid nur 1,5 Kilometer. Von 1827 bis 1956 gab es eine Floßstrecke. Eine schiffbare Verbindung gibt es aus finanziellen Gründen bis heute nicht.

Im Halden-Kanal gibt es 3 Schleusenanlagen mit insgesamt 8 Schleusenkammern. Die gesamte Hubhöhe beträgt 39 m. Die Schleuse von Brekke ist ein bekanntes Ausflugsziel. Mit ihrer Hubhöhe von 26,6 m in vier Kammern ist sie die höchste Nordeuropas.“ 

 

 

Freitag 17. Juli

Am Freitag war Heiko um halbfünf Uhr wach, jagte Helga aus den Federn und um sechs waren wir auf der Øresundbrücke. Ganz allein auf einer 7800 m langen Brücke. Mit unserem BroBizz, dem elektronischen Transponder aus Dänemark, ging es ohne Halt durch die Mautstelle. Überhaupt war Richtung Schweden nur sehr wenig Verkehr. Die Kontrollstelle auf Schwedischer Seite war unbesetzt, die griffbereiten Personalausweise konnten wir unbesehen wieder wegstecken. Ganz im Gegensatz zur Einreise von Deutschland nach Dänemark, wo wir noch gefragt wurden, wohin es denn gehen solle. Mit der Antwort "nach Norwegen" war der Grenzbeamte zufrieden.

 

Bis auf stockenden Verkehr auf der E6 um Göteborg herum ging die Fahrt mit nur einem Tankstopp schnell voran. In Tanumshede sind wir runter von der E6 und auf der Nebenstrecke 165 über die norwegische Grenze Richtung Halden. Jetzt waren wir erst einmal beleidigt mit den Norwegern. Da haben wir uns extra stark eingeschränkt was unseren Weinvorrat angeht, nur die geringe Menge mitgenommen, die höchstens erlaubt ist - und dann das - überhaupt keine Grenzkontrolle. Vor zwei Jahren, an der Grenze in Neiden von Finnland kommend, sah die Sache ganz anders aus. Jede etwaige Staumöglichkeit in Leo wurde von den Grenzbeamten untersucht ob sich nicht noch die eine oder andere Flasche versteckt hat. Na ja ... da war schon etwas mehr als erlaubt mit, wenn man so lange unterwegs ist ... die Strafe folgte auf dem Fuße. Das war schon recht ärgerlich!

 

Obwohl es erst früher Nachmittag ist, sind wir doch nach der kurzen Nacht und der langen Fahrt etwas erschöpft und vor allem hungrig. Unseren ersten Übernachtungsplatz auf norwegischer Seite suchen wir uns deshalb gleich in der Nähe von Halden, an der Straße 21 bei Brekke. Ein einfacher Parkplatz an einem bekannten Ausflugsziel, den Schleusen von Brekke. Mit einer wunderbar ruhigen Nacht.

  

Donnerstag 16. Juli

Von dort ging es am Donnerstag Morgen weiter. Ausgesucht hatten wir uns einen Stellplatz etwa 20 Kilometer südlich von Kopenhagen, an der Marina in Greve. An diesem wäre eigentlich auch nichts auszusetzen gewesen, mit Blick auf's Meer und auf die Boote in der Marina. Bis auf die drei englischen Wohnmobile, die sich dort schon reichlich häuslich niedergelassen und  a u s g e b r e i t e t  hatten. Inklusive draußen lärmenden Strom-Generatoren. Das wollten wir uns gar nicht erst antun. Ein öffentlicher Stellplatz an einem Museum in Værløse tat es für diese eine Nacht auch. Nicht schön und direkt an einer (in der Nacht wenig befahrenen) Straße gelegen, aber wir wollten ja auch nur schlafen und früh am Morgen los. 

 

Mittwoch 15. Juli 2020

 

ENDLICH - ENDLICH - NORWEGEN

 

Endlich - ENDLICH - Norwegen öffnet ab heute - hoffentlich nicht nur vorübergehend - seine Grenzen für Reisende wieder. Darauf haben wir die letzten Wochen und Tage gehofft, uns innerlich schon mal auf die Abfahrt vorbereitet und LEO reisefertig gemacht. Gestern noch die letzten Dinge verstaut, frische Lebensmittel eingekauft, dann konnte es losgehen. Trotz allem wurde es mal wieder Nachmittag bis wir unterwegs waren. Wetter war und ist durchwachsen, immer mal wieder Regenschauer, ab und zu lugt die Sonne hervor. 

 

Wir haben uns dafür entschieden, die Route über den Großen Belt und die Öresund-Brücke, und weiter über Göteborg nach Norwegen zu fahren. Obschon Norwegen die Grenze für Schweden weiterhin geschlossen hält, darf man aus Deutschland kommend den Weg über Schweden nehmen, muss aber die kürzeste Strecke durch Schweden wählen und ohne Zwischenübernachtung zügig nach Norwegen durchfahren. Die zeitnahen und kostengünstigen Fährfahrten ab Hirtshals nach Kristiansand in Südnorwegen waren schon alle ausgebucht. Darüber sind wir auch gar nicht traurig, obwohl diese Strecke um einiges kürzer gewesen wäre. So richtig wohl wäre uns nicht gewesen, mit wer weiß wie vielen Reisenden in den Aufenthaltsräumen der Fähre verbringen zu müssen.

 

Wir lassen uns Zeit und stehen heute, schon gegen Mittag, auf einem privaten Stellplatz in dem winzigen Dorf Magtenbølle auf der Insel Fynen. Morgen suchen wir uns einen Stellplatz möglichst dicht bei der Öresundbrücke, um übermorgen sehr früh die Überfahrt nach Schweden zu starten. So haben wir dann hoffentlich genug Zeit und Ruhe, ohne Hetze und mit einem kleinen Päuschen die rund 600 km durch Schweden bis zur norwegischen Grenze zu kommen.

 

Es ist schon einige Jahr her, dass wir durch Südnorwegen gereist sind. Die letzten Reisen führten uns durch Finnland und Schweden direkt in den hohen Norden. Wie weit wir diesmal nach Norden kommen werden, wird sich zeigen. Fjordnorwegen ist ja allemal eine Reise wert. Wir sind gespannt, was sich inzwischen verändert haben mag.