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VON AUDIERNE BIS RUSCUMUNOC AM KAP CORSEN IM FINISTÈRE

Route des Phares - Die Straße der Leuchttürme

Leuchttürme sind immer wieder ein faszinierendes Fotomotiv und laden zum Träumen ein. Und davon gibt es im „Finistère“, also am Ende der Welt, dem westlichsten Zipfel der Bretagne, eine ganze Menge. Die Küste hier weist die größte Leuchtturm-Dichte weltweit auf. Einige davon haben wir uns bereits auf vorherigen Bretagne-Reisen angeschaut, andere erst jetzt entdeckt. Dahin geht der nächste Abschnitt unsere Tour.

 

Am 14.10. trennen wir uns von unserem schönen Stellplatz an der herrlichen Küste der Pointe Brézellec auf dem Cap-Sizun. Es wird höchste Zeit für eine Entsorgung unsererToilette. Und außerdem ist das Wetter wieder umgeschlagen, es ist bewölkt und regnet. Da ist eine Wanderung an der Küste sowieso nicht angezeigt und der Abschied fällt daher leicht. 

 

Der Fischerort Audierne, der auf bretonisch Gwaien heißt, bietet einen Stellplatz mit Entsorgungsmöglichkeit - und der liegt dazu auch noch recht hübsch direkt an der Mündung des Flusses Goyen. Das heißt, der Platz selbst ist nicht schön, morgens recht laut, da hier auch Busse und Lkw’s parken. Aber wir schauen ja aus Leos Heck-Fenster direkt auf den Fluss, da stört uns alles was vorn abläuft nicht. Auch am nächsten Tag, dem 15.10.  bleiben wir in Audierne, machen einen Spaziergang am Hafen, essen Mittag in einem der wenigen zur Zeit geöffneten Restaurants. Die Sonne hat sich wieder hervor gekämpft. Es wäre fast warm, wenn nicht der Wind vom Meer her Kühle brächte. 

Weiter geht’s am 16.10.  an den Strand von Plonevez-Porzay, nördlich von Douarnenez. Ein etwas erhöht liegender Strandparkplatz mit Meeresblick und -rauschen in der Nacht. Herrliche Ruhe, wir sind fast allein hier. Der schöne Strand lädt zum Spaziergang ein.

 

Die Landzunge von St-Mathieu ist wegen ihre wunderschönen Lage auf einer 20 Meter hohen Klippe, der Ruine der ehemaligen Klosterkirche St.-Matheu-de-Fine-Terre, aber vor allem wegen des Leuchtturms Phare de Saint-Mathieu, sehenswert. Unser Weg führt heute, am 17.10., hier vorbei. Wir hatten ganz vergessen, dass wir schon vor einigen Jahren einmal hier waren, die Erinnerung kommt erst jetzt, beim Anblick des Leuchtturms wieder. Obwohl in unserem Fundus schon etliche Fotos vorhanden sind, können wir auch diesmal nicht widerstehen.

„Ab dem 4. Jh. kamen Seefahrer aus England und christianisierten das damalige Armorika. Am Ende des 6. Jh. wurde ein kleines Kloster vom hl. Matthäus gegründet. Im 11. Jh. entstand mit der Unterstützung der Herzöge von Leon die gotische Abtei, um die herum sich eine Stadt entwickelte, von der aus Seefahrt und Handel betrieben wurden. Im Jahre 1206 erhielt die Abtei durch Schenkung einen Teil des Schädels des hl. Mathieu an Bedeutung. Seither fanden Jahrhunderte lang Wallfahrten statt. Im 13. und 14. Jh. gab es mehrfach Überfälle und Zerstörungen der Abtei durch feindliche Seefahrer. Die Mönche bauten ihren Kloster immer wieder auf, verschönerten die Kirche und errichteten im Jahre 1332 eine Mauer um die Abtei und 1409 einen Schutzwall um die Stadt, der 1558 bei einem Angriff von Engländern und Holländern geschleift wurde. Ab dem 16. Jh. verlor die Abtei an Bedeutung bis der bretonische Missionar Michel le Nobletz hier wirkte und 1652 starb. Im 17. Jh. wurde die Abtei renoviert, der Pilgerstrom nahm zu. Der neuen Blüte setzte jedoch die Französische Revolution ein jähes Ende. 1796 wurden die Klostergebäude ausgeplündert und verkauft. Die Gesamtanlage des ehemaligen Klosters ist noch gut zu erkennen. Heute gibt es ein Verein zur Rettung der Ruinen. Vorhanden sind noch Fassade und Portal aus dem 11. Jh. sowie gotische Maßfenster und die Spitzbogenarkaden der Schiffe und Portale, das Mittelschiff aus dem 12. Jh., Säulen und skulptierte Kapitelle aus dem 13. und 14. Jh. Die im 19. Jh. restaurierte Kapelle Notre–Dame–de–Graces besitzt ein Portal aus dem 14. Jh.“

 

Auf dem Gelände befindet sich auch ein 1927 errichtetes Nationales Denkmal der für Frankreich gefallenen Seeleute, das „Cénotaph Mémorial aux marins morts pour la France“. Man lernt doch immer wieder was Neues. Was ist denn ein Kenotaph, fragen wir uns und lesen nach: Es handelt sich um ein „leeres Grab“ - ein Scheingrab, ein Ehrenzeichen für einen oder mehrere Tote, das ausschließlich der Erinnerung dient. Dann ist das Laboer Ehrenmal wohl auch ein Kenotaph?

 

Es windet recht heftig, am Abend wächst sich der Wind zu einem Sturm aus. Der Regen peitscht auf Leo ein, das Gute dabei ist, dass solch ein Regensturzbach Leo etwas von Staub und Dreck befreit. Unser heutiger Nachtplatz liegt hoch auf den Klippen über dem Meer auf einem mit Hecken abgezäunten Stellplatz in Ruscumuroc auf der Pointe de Corsen bei Plouarzel. Die Hecken geben etwas Schutz, trotzdem muss Heiko Leo in der Nacht umstellen, mit der Schnauze in den Wind, der hatte mittlerweile gedreht und traf Leo nun von der falschen Seite. Die Erschütterungen des Wagens nachts durch die Böen mögen wir nicht so gerne, irgendwie ist das schon etwas beunruhigend. Vor allem wenn man draußen die Hand vor Augen vor Nachtschwärze nicht sehen kann. Kein einziges Licht weit und breit. Aber wir haben schon schlimmere Stürme erlebt. Kaum ist Leo umgestellt - beruhigt sich die Lage auch schon wieder etwas. Am Morgen geht immer noch eine steife Brise und wir sind mal wieder hin und weg beim Anblick der schönen, doch nicht allzu hohen, Wellen und dem Brausen des Meeres.

 

Ein Blick auf Reiseseiten im Internet ist immer wieder mal notwendig, um auf interessante Ziele aufmerksam zu werden. So stoßen wir auf „Die Straße der Leuchttürme“ und auf den „Phare du Petit Minou“, von dem wir bisher noch nie etwas gehört haben. Gott, wie süß allein der Name „Leuchtturm des kleinen Kätzchens“. Und wirklich, es ist ein wunderschön gelegener, niedlicher Leuchtturm mit einem gleichnamigen Fort. Der Küstenwanderweg führt direkt vorbei, so gelingen auch von Ferne schöne Aufnahmen. An zwei Tagen hintereinander verbringen wir mehrere Stunden hier. Am ersten Tag steht die Sonne in der Mittagszeit zu hoch und der Leuchtturm im Gegenlicht, am Abend ist es bedeckt. Aber der zweite Tag bringt blauen Himmel und Sonne. Wunderschön.

Auf einem Felsen, am Ende der naturgeschützten Kermorvan-Halbinsel steht der „Phare de Kermorvan“. Ein ein Kilometer langer Spazierweg führt vom letzten Parkplatz aus dorthin. Es ist der am westlichsten gelegene Leuchtturm auf dem französischen Festland. Leider ist der Leuchtturm nicht zu besichtigen, der direkte Zugang zum Turm, der über eine Brücke aus Granit geht, ist mit einem Tor gesperrt. Schade, so können wir nur recht dürftige Aufnahmen machen. Und der rechteckige Turm sieht doch so hübsch aus. 

  

Die Nächte vom 18. und 19.10. verbringen wir auf einem privaten Stellplatz in der Nähe des „Kleinen Kätzchens“ hoch über dem Strand von Portez bei Locmaria-Plouzane (die Silbe „Loc“ in Locmaria bezeichnet im Bretonischen einen heiligen Ort). Da die Saison vorbei ist, will man keine Gebühr von uns kassieren. Wie nett. Der Platz scheint nicht sehr bekannt zu sein, wir stehen alleine hier, das Meer glitzert unter uns in der Sonne, in einiger Entfernung entlang der Küste sehen wir die Festung von Bertheaume, die auf einer Gezeiteninsel liegt. Die Fußgängerbrücke mit der die Insel heute mit dem Festland verbunden ist zeichnet sich deutlich gegen den Horizont ab. So soll es sein.