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ZWISCHEN PONT-AVEN UND CAP SIZUN

Nach Rochefort-en-Terre, nicht weit von Elven entfernt, fahren wir am Nachmittag des 8. Oktober. Inzwischen hat es aufgeklart, also Zeit für eine kleine Ortsbesichtigung.

 

France-voyage beschreibt, den im Übrigen wirklich netten Ort, so:

 

„Entdecken Rochefort-en-Terre, Kleine Stadt mit Charakter, Eine der schönsten Dörfer von Frankreich, Städte und Dörfer in der Blüte 4 * : eine historische, Häuser mit Holz-Seiten, alte Steine, eine ganze Geschichte, sondern auch die Handwerker und Händler... außergewöhnlichen Blüte im Sommer und die Beleuchtung im Dezember…“

 

Weiter sagt France-voyage: „Manche Informationen auf dieser Seite wurden automatisch übersetzt und können im Vergleich mit dem Originaltext Unstimmigkeiten enthalten“ …

Wer ein wenig schmunzeln möchte, beachte bei diesem Hinweis-Schild für Camper mal die deutsche Übersetzung. 

Also, Unstimmigkeiten mit dem Originaltext? Wirklich? Hm …   

 

 

Zwischen Pont-Aven und Concarneau liegt die Gemeinde Névez. Auf dieser kleinen „Halbinsel“ gibt es einige Stellplätze direkt am Wasser, dorthin geht die etwa 130 Kilometer lange Fahrt heute, am 9. Oktober. Der Wind hat ordentlich aufgefrischt, noch kein Sturm, aber oho … wir sind gespannt, ob es dort auszuhalten sein wird, so direkt den Angriffen vom Meer aus ausgesetzt, oder ob das Pfeifen zu sehr stören wird, wenn der Wind um Leo herumheult. Wackeln tut Leo ja Gott sei Dank nicht mehr, seit wir Nivellier-Stützen haben. Der Ausblick auf das aufgewühlte Meer ist fantastisch. Die Wellen glitzern in der Sonne. In kurzer Entfernung vom Ufer liegt die Gezeiteninsel „Ile-de-Raguenez“. Eine Gezeiteninsel, was ist denn das? Hätte man sich fast denken können: Eine Insel, die je nach dem, ob Ebbe oder Flut herrscht, mit dem Festland verbunden ist, oder vom Wasser umgeben. Wir tanken ordentlich Ozon und fühlen uns schon nach einer halben Stunde, als wären wir mindestens einen halben Tag draußen gewesen. Aber für die kommende Nacht verziehen wir uns dann doch lieber auf den Stellplatz in Mitten des Ortes Névez. Hier ist es zwar nicht schön, aber dafür wird es eine ruhige Nacht.  

 

Über Nacht beruhigt sich der Wind, so können wir am nächsten Tag, dem 10. Oktober, eine kleine Erkundungstour mit dem Fahrrad unternehmen. Als erstes geht die Fahrt zu dem kleinen Dorf Kerdruc am Aven. Es ist kaum etwas los. Restaurants alle geschlossen. 

 

Aber die vielen Boote, die im Fluss vertäut liegen, bieten einen hübschen Anblick. Ebenso wie in Port-Manec’h. France-voyage sagt dazu: „Port-Manec'h, an der Mündung des Aven gelegen, war einer der wichtigsten Feriengebiete der Belle Epoque. Badekabinen frühen zwanzigsten noch bezeugen“. Später besuchen wir das alte Dorf Kerascoet, das mit seinen aus Granit erbauten, strohgedeckten Häusern, blauen oder roten Fensterläden und Türen, steinernen Brunnen und Backöfen, einen Eindruck früherer Zeiten vermittelt. Damals wohnten hier Matrosen, Bauern und Weber. Wir wissen nicht ob es tatsächlich stimmt, aber es sollen noch immer Handwerker hier tätig sein … oder werden die hübschen Häuschen inzwischen als Ferienwohnungen genutzt?

 

„Der allgegenwärtige Granit ist ein zentraler Bestandteil der Landschaft. Er war fest mit dem Leben der Menschen verbunden: man nutzte ihn zum Bau von Häusern, Backöfen, Brunnen und Zäunen. Um 1900 arbeiteten noch ca. Hundert Steinmetze im Steinbruch von Kerrochet entlang des Aven, den man bei Ebbe zu Fuß erreichen kann.“

Für heute Nachmittag, dem 11. Oktober, ist Regenwahrscheinlichkeit angesagt. Am Vormittag teilt sich die Sonne den Himmel mit Wolken. Es ist fast unwirklich warm. Wegen des leichten Windes ziehen wir Jacken über … und fangen schon nach wenigen Schritten an zu schwitzen. Heute wollen wir noch einige Kilometer fahren, auf die Halbinsel Cap-Sizun. Vorher aber noch ein Abstecher zur Moulin à marée, einer Gezeitenmühe, von Hénan, am Ufer des Aven. Sie konnte dank des hohen Tidenhubs, der im Aven herrscht, betrieben werden. Heute ist sie ein schön restauriertes und gut besuchtes Monument im Finistère. Ein Stück weit fährt man durch den Wald von Henan bis die Mühle erreicht ist. Eine verwunschen und verträumt wirkende Landschaft. Zwischen den hohen Bäumen glitzert das Wasser und der Schlick des zur Zeit durch die Ebbe trocken gelegten Aven. Direkt an der Mühle wird eine kleine Austernzucht betrieben. Die wenigen Austernbänke liegen jetzt bei Ebbe offen, doch leider ist der Betrieb momentan bis zum 16. Oktober geschlossen. Schade, hier hätten wir gerne mal wieder ein paar Austern genossen.

  

 

Eine letzte kleine Rundtour führt noch einmal in eines der alten Dörfern, nach Kercanic. Heimelige, schön restaurierte Granithäuser auch hier. Noch blühen hier und dort, wie überall in der Bretagne, Hortensien. Im Großen und Ganzen haben sie ihre besten Tage aber hinter sich. Trotzdem, finden wir, sind sie immer noch eine Zierde. Die Landspitze Pointe de Trévignon mit dem kleinen Leuchtturm am Ende der Mole und der felsigen Küste ist unser letzter Besichtigungs-Punkt in dieser Region. 

 

 

Jetzt geht es geradewegs gut 90 Kilometer weiter, an Concarneau, Quimper und Douarnenez vorbei bis zur Pointe de Brézellec auf dem Cap-Sizun. Toll, der Parkplatz an der Landspitze, den wir für heute zur Übernachtung erkoren haben, ist mit nur wenigen Autos belegt. Und die Aussicht ist grandios auf eine wilde, zerklüftete Küste, wie sie auch in Norwegen kaum schöner sein könnte.  Auch wenn es kurz nach unserer Ankunft zu Regnen beginnt, unser Wohnzimmer in Leo bietet uns den schönsten Panoramablick.

 

Zwei Tage lang hat es nur tiefes Grau um uns herum gegeben und Regen mit vielen Unterbrechungen. Glücklicherweise hat sich der Wind in Grenzen gehalten. Heute Sonntag 13.10. hat die Sonnen das Tagesgeschehen wieder übernommen. Grund für uns endlich wieder die Kameras in die Hände zu nehmen und ab in die Klippen. Die Küste hier ist grandios, aber seht selbst.