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ADEUS PORTUGAL

Adeus Portugal - Hola España

 

 Nach rund 1000 Kilometern quer durch Portugal und Spanien und vier Zwischenübernachtungen sind wir heute Nachmittag an unserem Wunschort am Mittelmeer, in Cartagena, angekommen. Es hat uns nicht mehr in Portugal gehalten. Trotz sonnigen Abschnitten, wollten wir dem Wind, dem Regen und Temperaturen (vor allem dem kühlen Wind) entfliehen. Und dann jeden Tag der Blick auf die Wetterseite und Temperaturen zwischen 18 und 21 Grad am Mittelmeer … wozu haben wir denn ein bewegliches Zuhause. Es zwingt uns ja schließlich niemand, an einem bestimmten Ort zu bleiben. 

 Von dem kleinen, hübschen Nationalpark Buçaco aus fahren wir zuerst noch einmal an die Küste. Zumindest sind einige Stunden Sonne in den nächsten Tagen angezeigt, wenn es auch kühl bleiben wird. Der ehemalige Fischerort „Costa Nova“, mit seinen bunten, malerischen Häusern, dem langen Sandstrand und den vorgelagerten Dünen lag bei unseren vorherigen Reisen nicht auf unserer Route. Direkt hinter den Dünen hat man einen Parkplatz für Wohnmobile eingerichtet. Das ist doch vielleicht ganz nett denken wir uns, ein schöner Spaziergang am Strand, Einkehr in einem Fischrestaurant, Bummeln in einem hübschen, freundlichen Ort, dazu die Atlantikbrise … Also, der Parkplatz wäre wirklich wunderbar gewesen. Wir standen hier eine gute Stunde lang, den Regen wollten wir noch abwarten … bis schließlich der Wind wieder zu Sturmstärke auflief. Das müssen wir nicht haben und suchen uns einen anderen Platz, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Am Ende stehen wir mit einigen anderen WoMo’s direkt an der Hauptstraße. Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein. Zumindest sind wir hier durch die Bebauung einigermaßen vor dem Wind geschützt. Und die Nacht gestaltet sich wider Erwarten recht ruhig, der Straßenlärm hält sich in erträglichen Grenzen. 

 

Der nächste Morgen … Überraschung !!! … zeigt sich von der sonnigen Seite. Toll, der Anblick der bunten Häuserreihe auf der anderen Straßenseite ist wirklich bezaubernd in diesem Licht. Gleich nach dem Frühstück winddichte Jacken übergezogen, Kameras geschnappt und los geht’s, ein paar Impressionen festzuhalten, bevor der nächste Regenguss, der sich schon durch eine dunkle Wolke ankündigt, uns verscheucht. Das geht hier verdammt fix. Eh’ man sich’s versieht prasselt es auch schon los. Genau so schnell ist der Guss aber auch vorbei. Bleiben wollen wir trotzdem nicht mehr.  

 

 

Avoeiro

mit seinen Kanälen und den bunt bemalten, flachen Holzbooten, ist nur einen Katzensprung entfernt. Vielleicht auch ein lohnendes Ausflugsziel. Avoeiro hat einen Stellplatz für Wohnmobile eingerichtet … aber direkt unter einer Autobahnbrücke. Den nutzen wir nur als Parkplatz, und schlendern über eine schmale Fußgängerbrücke hinein in den Ortskern. Wie in so vielen der portugiesischen Städte ist auch hier in Avoeiro eine große Anzahl der alten, wunderschönen Bausubstanz vom völligen Verfall bedroht. Das heißt, wir können uns kaum vorstellen, dass einige der ruinösen Häuser sich jemals noch wieder herstellen lassen.  Das Mauerwerk ist oftmals schwarz durchdrungen von Feuchtigkeit und Schimmel. Und gerade bei grauem Regenwetter hinterlassen diese Anblicke einen recht niederdrückenden Eindruck.

Es ist so schade … es handelt sich sehr oft um wirklich äußerst beeindruckende Fassaden. 

 

Die Regenpause hält sich tatsächlich während der Zeit unseres Spazierganges durch Avoeiro. Die wenigen buntbemalten Holzboote, die es heute dort noch gibt, haben jetzt zur Osterzeit reichlich einheimische Touristen durch die Kanäle zu schippern. Früher einmal dienten diese, Moliceiros genannten, Boote der Algenfischerei. Die Algen, auf Portugiesich moliço, wurden damals auf dem sandigen Boden als Dünger eingesetzt. Man nennt Avoeiro angeblich auch das Venedig Portugals wegen der Kanäle und der Boote. Hm … das ist für unsere Begriffe aber nun doch sehr weit hergeholt. 

 

Es fängt wieder an zu tröpfeln, schnell einen Zahn zugelegt, und trockenen Hauptes bei Leo angekommen. Und jetzt geht’s zügig gen Süd-Ost. In Miranda do Corvo wollen wir heute übernachten, den Platz kennen wir ja von unserem mehrtägigen Aufenthalt gut. Außerdem gibt es in Lousã, dem nächst größeren Ort, beim Supermarkt „Continental“ Waschmaschinen und Trockner zur Selbstbedienung. Inzwischen gießt es wieder in Strömen, eine gute Zeit, um sie für „Hausarbeit“ zu nutzen. 

 

Die Fahrt am nächsten Tag Richtung Castelo de Vide gestaltet sich über weite Strecken albtraumartig. Um eine ungefähre Vorstellung zu bekommen schließe der geneigte Leser mal kurz die Augen und stelle sich eine zwei stündige Fahrt mit dem Auto  vor … und zwar ausschließlich durch verbrannte Erde. Links und rechts der Fahrbahn nur verkohlte, schwarze Stämme und Buschwerk. Bis weit hinauf auf die Bergkämme und bis zum Horizont. Hier und da beginnt die Natur wieder sich zu regen und zeigt zaghaft junges Grün. Wir atmen auf, als endlich wieder belaubte Bäume und frische, grüne Landschaft unsere Fahrt begleiten.

 

In Castelo de Vide, schon fast an der Grenze zu Spanien, bekommen wir lieben Besuch. Hans-Peter und Trude haben den Winter mit ihrem fahrbaren Zuhause ganz in der Nähe auf einem schönen Campingplatz verbracht. Zuletzt gesehen haben wir uns hoch oben im Norden, in Schweden im letzten Sommer. Wir freuen uns sehr über diese Überraschung und verbringen einen netten, unterhaltsamen Abend zusammen.

 

Über Caceres, Trujillo, dem Geburtsort von Francisco Pizarro, Ciudad Real, Valdepeñas, und Murcia geht es dann relativ zügig durch bis Cartagena. Es ist insgesamt eine sonnige Fahrt. Ein prachtvoller gelber Blütenteppich breitet sich unter den weiten Steineichenwäldern aus, die anfangs in der Extremadura die Landschaft prägen. Später, um Valdepeñas herum, sind es die ins scheinbar Unendliche ausgedehnten, riesigen Wein-Anbauflächen, dazwischen Olivenplantagen. Dann folgt eine Ebene, etliche Kilometer weit, kaum ein Strauch, oder Haus, kein Hügel, nur Weite. Später windet sich die Straße eng bis auf 1300 Meter Höhe, kurvig, bergig, grün bestanden mit Kiefern. Danach beginnt dann schon bald die trockene, warme Region Murcia, die in unserem Gedächtnis hauptsächlich aus Braun- und Grautönen besteht. Doch jetzt im Frühling sprießt und grünt es selbst hier an allen Ecken und Enden.

 

Der Stellplatz in Cartagena ist gut gefüllt. Wir haben wohlweislich von unterwegs aus telefonisch einen Platz für heute reserviert. Einen der größeren, damit wir nicht so eingeengt stehen. Hat gut geklappt, wir haben den ganz hintersten Platz ergattert. Am Nachmittag gönnen wir uns erst einmal ein ausgiebiges Sonnenbad bei einem GinTonic. Wie vom Wetterbericht versprochen sind es 21-22 Grad im Schatten. Wunderbar. Erst morgen werden wir mit dem Bus nach Cartagena fahren und endlich wieder Tapas probieren. Kulinarisch ist Portugal für uns eine Enttäuschung. Zwar gab es an der Algarve leckeren gegrillten und gebackenen Pulpo, ansonsten aber war das Essen recht fade, eintönig und oftmals ist für unser Empfinden auch das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht angemessen. Jedenfalls im Vergleich zu Spanien. Aber gut … das mag jeder anders empfinden.

 

Überhaupt schneidet Spanien im Vergleich der beiden Länder in unseren Augen als das interessantere Reiseland ab. Was natürlich schon durch seine schiere Größe gegenüber dem kleineren Portugal eigentlich nicht so sehr verwunderlich ist. Dennoch hat Portugal ein paar fantastische Highlights zu bieten, zum Beispiel die Steilküste mit den herrlichen Wellen, das Douro-Tal im Herbst, die Stadt Porto, das kleine Städtchen Ponte di Lima im Norden, und mit Sicherheit noch das Eine oder Andere, was wir noch gar nicht kennen. Aber vor allem gefallen uns die Menschen. Im Großen und Ganzen ruhig, bescheiden und  zurückhaltend, man möge uns dieses Vorurteil verzeihen … und damit das genaue Gegenteil der meisten Spanier, zumindest was die Andalusier betrifft.