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MISTRAL

Er wird von den Einheimischen auch „vent du fada“ genannt, „verrückt machender Wind“. In einigen Gegenden heißt er nicht ohne Grund „Maestrale“, der Meister.  

 

“Die Leute sagen, dass sich der Mistral mit einem plötzlichen Gefühl von Niedergeschlagenheit ankündigt. Ist er dann da, beschert er wetterfühligen Zeitgenossen Kopfschmerz und erhöhte Reizbarkeit. Die napoleonische Justiz gestand einem Mörder mildernde Umstände zu, wenn der Mistral drei Tage lang vor der Tat geweht hatte. Das ersparte ihm die Todesstrafe.“

 

Das sagt doch schon einiges aus über diesen kalten Fallwind, der aus nordwestlicher Richtung das Rhonetal Richtung Mittelmeer hinunter braust. Dem Mistral ist es zu verdanken, dass im Süden Frankreichs sich die Bäume dem Meer zuneigen und nicht von der See abgewandt wachsen, wie in anderen Küstenregionen.

 

100 Tagen im Jahr bläst er und nervt die Menschen. Eine Bauernregel besagt, dass er entweder drei, sechs oder neun Tage hintereinander weht. 

 

Uns hat der Meister der Winde in Montélimar, mitten im Rhonetal, kalt erwischt. Seit zwei Tagen rüttelt und schüttelt er an Leo’s Wänden mit Böen von 85km/h und mehr. Plötzlich und völlig überraschend stürzte sich die erste Bö auf uns, wie ein wildes Tier aus dem Dickicht. Das Küchenfenster konnte gerade noch vor einem Tanz mit dem Sturm gerettet, d.h. geschlossen werden (na ja … ein wenig dramatisieren ist schon erlaubt, oder? … ). Noch wenige Minuten vorher freuten wir uns über die milde, windstille Luft. Um 19:00 Uhr nur mit kurzärmeligem T-Shirt bekleidet draußen sein … nach dem tagelangen kühlen Regenwetter im Süden Deutschlands eine Wohltat. Und dann … aus heiterem Himmel … DAS …

 

 

Ach … schau mal an, gerade jetzt, wo diese Zeilen zu „Papier“ gebracht werden .. was ist los? Es rüttelt und schüttelt nicht mehr, die Bäume wiegen sich nur noch sacht im lauen Lüftchen. So wie er gekommen ist, ist er auch gegangen … der Meister der Winde.